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Hollandgänger, Amerika-Auswanderer, Heringsfänger Zusammenstellung kirchner-raddestorf Beginn:
11/02 Drei Phänomene unseres Raumes, die
es zu beleuchten und hinterfragen gilt; alle drei sind sie verknüpft mit der
sozialen Frage, will heißen, dass die ärmlichen Verhältnisse in unserem Raum
viele Menschen zu entfernten Arbeitsstätten oder gar aus der vertrauten
Heimat getrieben haben.
Inhaltsverzeichnis
Deutsche
Gastarbeiter aus dem Warmser Raum Amtliche
Belege aus historischer Zeit Belege über
Auswanderungen aus dem Uchter Raum nach Holland Wege der
deutschen Auswanderung in die USA Entlassungsurkunde
des Militärs Vergleich
der Auswanderung über Hamburg und Bremen Passenger
List des American Eagle, 1852 Zeitgenössische
Darstellung einer Einschiffung Karikatur
in Harper's Weekly, 1872 Auswanderungsschicksal
Müller 1834 Auswanderungsschicksal
Faust 1877 Das
Schicksal Döpke (Wegerden) 1834 Zu der
Reiseroute von Heinrich Körber: Datierung
und Grundsatzbemerkungen Die Heringsfänger im Landkreis
Nienburg 1895-1969 Das Leben und
Arbeiten auf See Der
Heringsfang und der Berufsweg der Heringsfänger Münchehagen:
Das deutsche Heringsdorf Seemannbriefe
aus der weiten Welt Neubau:
Heringslogger Nienburg 1956 Regionale
Herkunft der Heringsfänger im Landkreis Nienburg Wilhelm
Korte - ein Münchehäger Heringsfänger Smutje bei
den Heringsfängern: Hermann Kaiser, Ovenstädt Die
Endphase des Heringsfanges Krise und
Ende der regionalen Heringsfängerei Zeitungen
und Regionalschriften
„Hollandgänger“VorbemerkungMit „Hollandgängern“ bezeichnete man eine Gruppe Menschen, die – von der sozialen Not getrieben – im nahen Holland Arbeit suchten. Dabei wird im allgemeinen gedacht, dass diese Menschen, die von ihrer Heimat zu Fuß aufbrachen, dort nur mit Grasmähen oder Torfstechen ihr dringend benötigtes Zubrot verdienten. Das berufliche Angebot war äußerst umfangreich, wie der folgende Artikel zeigt, obwohl anzumerken ist, dass anfänglich die landwirtschaftlichen Arbeiten überwogen. Bereits
seit dem Ende des 30jährigen Krieges (1618-1648) zog man nach Holland. Es war
eine harte Arbeit: man verbrachte die drei Monate in einer Torf- oder
Plaggenhütte, arbeitete vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang im Akkord.
Und wenn die Zeit der Getreideernte war, musste man wieder rechtzeitig zu
Hause sein. Man musste die eigene, wenn auch geringer Ernte einbringen und
gegebenenfalls beim Bauern seine Dienste verrichten. Alles
konnte man der Frau, die ja auch meistens viele Kinder zu versorgen hatte, ja
auch nicht aufbürden. Aufbruch nach Holland
aus
Internetseite des Heimatvereins Steinfeld e.V.
Als
in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die gezahlten Löhne in Holland
immer niedriger wurden, gab man diesen Nebenerwerb auf. Beschleunigt wurde
das Ende aber auch durch das sogenannte Nervenfieber, das sehr viele
Hollandgänger dahinraffte.
Deutsche Gastarbeiter aus dem Warmser RaumJos
Kaldenbach in Chronik Warmsen Einleitung[....] Seit Jahrhunderten verzeichnen die vielen gut erschlossenen und aufbewahrten Archivstellen der Niederlande eine stete Einwanderung von Hollandgängern, besonders aus dem Osten. Es betrifft u.a. Söldner, Handelsleute (viele aus dem Paderborner Land), Seeleute, Weber, Kesselflicker, Marschkrämer, Mäher, Kannenbäcker, Torfgräber, Kanalarbeiter, Baggerer, Bauernarbeiter, Mägde, Deckenhausierer, Heringsfänger und Walfischfänger. Jan Lucassen schätzt ihre Anzahlen zwischen 1675 und 1875 auf durchschnittlich 20.000 im Jahr! Manchmal arbeiteten sie in niederländischen Manufakturen, z. B. den friesischen Ziegeleien, die jährlich mit dem „Tichelbode“ einen Vertrag schlossen, wonach dieser in Deutschland die Ziegler warb, oder in den Haarlemer Bleichen. Auch viele Handwerker versuchten ihr Glück, wie die Zimmerleute aus dem Bremer Raum, Stukkateure aus dem Oldenburgischen, Schuhmacher, Schneider usw. Auch deutsche Archive, Ämter, Vereine, Zeitungen, Zeitschriften und Bücher sind wahre Fundgruben der steten Saisonarbeit, die seit eh und je, aber am stärksten im 17., 18. und 19. Jahrhundert stattgefunden hat. Besonders die Provinz Nordholland im Westen der Niederlande brauchte jährlich viele Tausende Saisonarbeiter, die bevorzugt aus dem ärmeren und teils übervölkerten Gebiet der östlichen Niederlande und dem benachbarten Niedersachsen und Westfalen kamen. So schildert der niederländische Autor Piet Kistemaker in seinem Buch über das Dorf Andijk in der Region Westfriesland (Provinz Nordholland), die in den deutschen Registern zur Hollandgängerei oft genannt wird, die Lage um 1812: [...]„Dazu kommen in der Heuzeit die ‘Hannekenmaaiers’ (Schimpwort für die deutschen Mäher, abgeleitet vom wohl populärsten Vornamen Hannes)... Mitte Juni tauchen sie auf,70 Mann an der Zahl. Die Bauern sehen sie gern, denn es sind tüchtige Arbeiter, die die Sense und die Sammelgabel gut zu hantieren wissen... Sechs Wochen arbeiten sie im Schweiße ihres Angesichtes... aber zu Sankt Margarethen zieht die Roggenernte sie unwiderstehlich nach Osten, erfreut, mit 40 Gulden in der Tasche... Sechshundert Morgen haben sie wieder gemäht.“ Die Strecke war aus Sicherheits- und Geselligkeitsgründen festgelegt: der Breite Stein nahe Ankum war ein Sammelplatz, von wo man nach Lingen ging. Dort trafen die Hollandgänger aus dem Hannoverschen Raum und Ostfriesland ihre Kollegen aus dem Osnabrücker Nordland und man gemeinsam weiterzog. Bei „altem Lingen“ (Schepsdorf) ging es über die dortige Emsbrücke Richtung Westen. Dort war eine einfache amtliche Zählung möglich, sie zeigte um 1825 eine jährliche Masse von 25.000 Saisonarbeitern. Viele nahmen auch die südliche Route durch die Grafschaft Bentheim in Richtung Zuiderzee (jetzt IJsselmeer), oder noch südlicher über den Hellweg bis Duisburg, wo sie ein Treidelschiff über den Niederrhein und IJssel nahm. Ursachen der HollandgängereiDiese Hilfe während der Erntezeit in Holland war eine Tradition, die nicht nur von den holländischen Arbeitgebern geschätzt wurde. Die zurückbleibenden Eltern bzw. Bäuerinnen lebten meist als Heuerleute, Neubauern und Einlieger in den Stallungen neben den großen Bauernhöfen oder waren Brinksitzer bzw. Kötter auf dem armen Sandboden, wo sie ihren Lebensunterhalt kaum erwirtschaften konnten. Düngemittel gab es ja nicht oder zu wenig, also war jeder Nebenverdienst war willkommen. „Diese Heuerlinge treiben gewöhnlich ein Handwerk, wie Leinenweben, Holzschuhmachen. Der Hofbauer vermietet ihnen außer der Wohnung und einem Gärtchen etwas Land und lässt sie ihr Vieh, unter dem Schutzmantel seines Rechtes, in die Mark oder Gemeindeweiden eintreiben. Die Abgabe, welche sie zu entrichten haben, ist nicht groß; dagegen ist der Tagelohn, den sie erhalten, auch nur geringe. Der Hof und Herrbauer bestellt ihr Feld mit seinem Gespanne, wofür sie ihm zu jeder Zeit bei der Arbeit zu Gebote stehen. Die Arbeitstage werden auf einem Kerbstock eingeschnitten, und später gegen einander ausgeglichen, so dass am Ende selten jemand bares Geld herausbekömmt.“( Schwerz) Je mehr Tagelöhner ins Ausland zogen, um so kleiner wurde der inländische Überschuss, also hatte das eine positive Wirkung auf die deutschen Tagelöhne. Die vielen Kriege mit den dazugehörigen Plünderungen vernichteten regelmäßig Ernten, wobei nur manchmal die starken jungen Männer als Söldner etwas dazuverdienen konnten. So war z. B. die niederländische Kriegsflotte, die im 80jährigen Krieg (1568-1648) die spanische Armada ihrer Silberflotte beraubte, zu 30 % mit deutschen Matrosen besetzt. Da war natürlich weniger von Saisonarbeit die Rede, in der niederländischen Staatschen Armee unterschrieb der Söldner maximal einen Sechsjahresvertrag, der auch verlängert werden konnte. Jahres oder Zweijahresverträge kamen aber auch vor. Um diese Söldnerarmeen zu bezahlen mussten die Landesherren ihren Untergebenen hohe Steuern auferlegen. Das ausgehende 16. Jahrhundert war für Deutschland ein kriegs- und katastrophenreiches Zeitalter, dem dann der verheerende 30jährige Krieg folgte, der ebenfalls 1648 endete. In den Vereinigten Niederlanden war die darauffolgende Ära durch einen ungeheueren wirtschaftlichen Aufschwung gekennzeichnet, nicht zuletzt durch die reichen Kolonien in Asien und Amerika. Das verursachte einen großen Mangel an Arbeitskräften und Erzeugnissen. Daß aus diesen Saisonarbeitern oftmals richtige Einwanderer wurden, wie auch A. Schröder schilderte, belegen die ungeheueren Zahlen der Auswanderer im nächsten Kapitel. Amtliche Belege aus historischer ZeitIm Rijksarchief der Provinz Friesland in Leeuwarden befindet sich die offizielle Resolution der Staten (Landesregierung) vom 3. März 1666, folio 19: Dort heißt es, „[...]dass (es) allen Mähern, Torfgräbern, Deckenhausierern, Kesselflickern, oder irgendwelchen anderen Einwohnern, die im Münsterland wohnhaft sind und dort ihren Haushalt führen, mittels Plakats verboten werden wird, nach Friesland zu kommen oder irgendwelchen Dienst verrichten zu dürfen.“ Das Staatsarchiv Detmold besitzt von mehreren Ortschaften die Verzeichnisse der Hollandgänger, die zwischen 1778 und 1792 mit gültigem Reisepass nach Holland zogen. Im Archiv Minden (1 I L Nr. 215) findet man z. B. die Anzahlen der gesund bzw. krank zurückgekehrten, der in Holland oder unterwegs gestorbenen sowie der gleich auf der Rückreise gestorbenen Hollandgänger und deren durchschnittlichen Verdienst. Ein gutes Argument für Hollandgang mit Konsens war die finanzielle Unterstützung durch die Heimatgemeinde. Nach etwa sechs Wochen Arbeit in Holland waren die mitgenommenen Lebensmittel praktisch verbraucht. Dann brachte eine Fuhre aus der Heimat neue Butter, Speck usw. nach Holland, wobei die Gemeinde einen Zuschuss von 7 1/2 Gr. pro Pferd und Meile gewährte. Dafür wurde dann die Fuhre auf dem Rückweg einfach zur Krankenfuhre. Ein einschlägiges Standardwerk wurde 1981 von der Westfälischen Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung in Band 3839 der Reihe: „Beiträge zur Westfälischen Familienforschung“ herausgegeben: „Westfälische Auswanderer im 19. Jahrhundert. Auswanderung aus dem Regierungsbezirk Minden, 1. Teil, 1816 – 1900 (Erlaubte Auswanderungen)“. Der Band enthält fast 9600 „Personen, ihre Wohnorte, Berufe, womöglich Geburtsorte und -daten, Angaben über die Eltern, mitauswandernde Angehörigen und Verwandten, Zeit und Ziel der Auswanderung und etwaige Anmerkungen und Hinweise.“ Es ist für Historiker und Familienforscher eine wahre Fundgrube. Die dazugehörigen „Heimlichen Auswanderer“ erschienen in der gleichen Reihe 1989/1990 (Band 47/48 ) und enthalten aus der gleichen Periode 18.500 erfasste Personen, die also keine amtlichen Zuschüsse erhielten. Daß es daneben unzählige andere Auswanderer gab, beweisen die mehrere hundert Personen, die alleine in der „Nederlandse Genealogische Vereniging“, dem „Centraal Bureau voor Genealogie“ und der „Werkgroep Genealogisch Onderzoek Duitsland in Holland“ mit bekannten Vorfahren aus dem Hollandgang registriert sind. Diese Diskrepanz zwischen heimlichen und genehmigten Auswanderungen erscheint typisch für ganz Deutschland. Zahllose, vor allem in der ländlichen Unterschicht Tätige oder Arbeitslose sahen einfach keinen anderen Ausweg. Oder sie dämpften ihre Misere durch starken Branntweinkonsum, was im 19. Jahrhundert zu der Mäßigkeitsbewegung unter Pfarrer Matthias Seling aus Gesmold (östlich von Osnabrück) führte. F. Jostes schildert die Unterstützung durch einen reich gewordenen Gesmolder Hollandgänger, Selings Onkel Kaspar Witte aus Alkmaar. Dessen von Jostes als verschollen genannte Handschrift „Kaspar" entdeckte ich vor 10 Jahren bei der Witwe Witte in Alkmaar und bearbeitete sie zu einem bisher unveröffentlichten Manuskript. Die Ursachen dieser massiven verbotenen Auswanderungen lagen manchmal auch in privaten Streitigkeiten, Liebesaffären oder kriminellen Handlungen wie Steuerhinterziehung bzw. Überschuldung oder Pleite, noch öfter aber im Entweichen vor der Militärpflicht, wie an den Namensbeispielen im vorletzten Kapitel am Beispiel Kurt Eisberg ersichtlich ist. Vielerorts versuchte man auch, den Strafen zu entgehen, die der Landesherr auf Landesflucht seiner Hörigen bzw. Leibeigenen gesetzt hatte. In Holland war diese Unfreiheit oder irgendwelcher Frondienst mittlerweile unbekannt. So etwas sprach sich bei den großen Zahlen der Wanderer natürlich bald im Ausland herum. Außerdem fanden Tausende Hollandgänger in der Fremde einen festen Arbeitsplatz oder eine Freundin, die nachher zur Braut wurde, was der Saisonarbeit oft ein Ende machte, da die Frau in Holland den deutschen Mann meistens sesshaft machte. Die Mehrheit der nachher auswandernden Hollandgänger holte sich die Braut bzw. Gattin – und etwaiges Personal – aber einfach aus dem Heimatdorf, wobei ja wenigstens keine Sprach, Kultur- und Religionsdifferenzen entstanden. Im Hauptstaatsarchiv Hannover lagert unter der Signatur Hann 74 Sulingen Nr. 1536: „Der Hollandgang der Untertanen 16731828“ ein 136 Seiten starkes Aktenbündel, das durch eine Auflistung und Hochrechnung der Hollandgänger eine Momentaufnahme für das Amt Ehrenburg vom Jahr 1767 enthält. Im August und September jenes Jahres wurden die „jeweiligen Hauswirthe und Häusler, die Dörfer, wohin sie gehen, die Zeit der Abreise (um die Oster bzw. Pfingstzeit), die Zeit der Wiederkunfft (Juli oder August), die Arbeit, wozu sie sich verdingen, der jährliche Verdienst ein Jahr gegen das andere, der diesjährige Verdienst, die mitgenommenen Victualien (Gattung meistens 80, bzw. 20 lb Speck, Käse und Butter) mit dortiger Verzehrung, deren Preise, die Reisekosten, die Abnutzung (der Abzug) der Kleidung und das übriggebliebene Geld“ minutiös angegeben. Um einen Eindruck von dem Umfang dieser Wanderschaft zu bekommen, folgt hier die Anzahl der Hollandgänger aus den Flecken und Kirchspielen des Amtes Ehrenburg (in den genannten Archivalien sind auch die einzelnen Dörfer mit den jeweiligen Personenzahlen genannt, die hier jedoch aus Platzgründen nicht wiedergegeben werden): Kirchspiel Sulingen: 65 Hollandgänger mit 1881:18 Reichtalern (RT)
Verdienst, wovon 514:9 RT übrig blieben. Amt Bahrenburg: 13 Hollandgänger mit 263,– RT Verdienst, wovon 76:9 RT
übrig blieben. Flecken Suhlingen: 24 Hollandgänger mit 811:9 RT Verdienst, wovon 320:7 RT
übrig blieben. Kirchspiel Heiligenloh: 38 Hollandgänger mit 1436:11 RT Verdienst, wovon 212:14
’/z RT übrig blieben. Kirchspiel Neu(en)kirchen: 21 Hollandgänger mit 644, RT Verdienst, wovon 322:5 RT
übrig blieben. Kirchspiel Schmalvörden: 81 Hollandgänger mit 2369:27 RT Verdienst, wovon 445:29
’/z RT übrig blieben. Kirchspiel Var(r)el: 76 Hollandgänger mit 2280:19 '/z RT Verdienst, wovon
746:5 RT übrig blieben. Kirchspiel Scholen und Schwafördern: 45 Hollandgänger mit RT 608:9 RT wovon 436:5 RT übrig
blieben. Voigteij Twistringen: 52 Hollandgänger mit 760,– RT Verdienst, wovon 391:19
RT übrig blieben. Das heißt also für das Amt Ehrenburg im Jahr 1767 die
stattliche Zahl von 426 Hollandgängern, die zum Großteil in die Provinzen
Südholland und Nordholland zogen. Die amtlichen Angaben der Verdienste und
des dabei Übriggebliebenen sind pro Gemeinde auffallend unterschiedlich. Diese Auflistungen waren so peinlich genau, da es schon seit langem große Auseinandersetzungen über den Nutzen und Schaden dieser jährlichen Massenwanderung gab. Sie sollten also etwas beweisen bzw. entkräften. Ein Verbot von Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg befindet sich im gleichen Archiv. Es datiert vom 6. April 1673 und im Wortlaut heißt es: „pf. Ehrenb.(urg), den 13 Aprilis 673. Verboth geht in
Hollandt zu gehen. Von Gottes Gnaden Georg Wilhelm Hertzog zu Braunschweig
und Lüneburg. Lieber Getreuer. Eß ist bekandt, daß Theile unseres dihs
anvertrauten Ambts, umb Arbeit und Verdienst zu erlangen, in Hollandt zu gehen
pflegen, teilen wir aber beij jetzigem Lauffen sonderbahrer Uhrsachen halber
(mit/, solches nicht erstadten, sondern nicht nur den Landes Außschuß,
sondern auch andere unsere Unterthanen, im Lande behalten müßen; so hastu,
daß BEI J VERMEIDUNG UNSERER UNGNADE UND STRAFFE SICH NIEMANDT IN HOLLANDT
BEGEBEN SOLLE, VON DER CANZEL OFFENTLICH PUBLICIREN ZU LAßEN; solte aber ein
oder ander auß Mangel Lebensmithel, sich an dem jetzo befindenden ohrte nicht
langer auffhalten können; und zu Annehmung einiger Kriegsdienste Beliebung
haben, so soll der oder dieselbe auff ihr Anmelden accomodiret werden.
Signatum Zelle, den 7 Aprilis 1673. Ad Mandatum Ser.(enissimum) elg...
proprium. Christof von Hammerstein“ Diese herrschaftliche Politik wurde geistig unterstützt von Krünitz „Oekonomische Encyclopädie, oder allgemeines System der Staats, Haus und Landwirtschaft“ aus 1781. Sie schildert in langen Artikeln die entgegengesetzten Meinungen über den wirtschaftlichen Nutzen für diese „tüchtigen, wandernden Manns, auch Frauenspersonen. Die meisten haben ihre Wohnungen in den westfälischen Provinzen; doch gehen auch sehr viele aus dem Bremischen, Verdenschen, den Grafschaften Hoya und Diepholz, im gleichen aus einigen an erwähnten Grafschaften grenzenden calenbergischen und lüneburgischen Ämtern, diesem Verdienst nach. In Holland werden sie mit dem verächtlichen Nahmen Muffen genannt. Ihre Anzahl ist bis zum Erstaunen groß. Insonderheit sieht man in Nord-Holland, und andern Gegenden, wo der größte Teil der Landwirtschaft im Heumachen und in der Viehzucht besteht, eine so große Menge derselben, dass ihre Ankunft und ihr Abzug im Sommer einer Völkerwanderung ähnlich ist... Auf allen Heerstraßen findet man Gesellschaften, öfters von mehr als 100 an der Zahl, welche entweder Arbeit suchen, oder mit ihren eroberten Gulden nach Hause gehen... Bey ihrer Ankunft sind sie mit großen Speise-Säcken beladen, die mit einem so starken Vorrathe von Speck, Schinken, Wurst und Brod angefüllt sind, dass solcher zum Unterhalt eines Menschen einige Wochen zureicht. Wenn der mitgebrachte Vorrat verzehrt ist, lassen sich diejenigen, welche länger bleiben wollen, den fernern Unterhalt von Hause nachschicken. Bey dem Abzuge sind die meisten dieser Säcke leer. Einige aber, die schlau sind, füllen solche mit allerlei Waren an, die in Holland für den Verdienst angekauft, und zu Hause mit Vorteil wieder verkauft werden. An Arbeit fehlt es ihnen niemals... Es ist leicht zu erachten, dass eine so große Menge Menschen jährlich ansehnliche Summen aus Holland abhole. Man hört deswegen daselbst oft über die Muffen klagen. Diejenigen, welche die Ausgabe und Einnahme des Landes berechnen, halten sie für Leute, welche dem Staate nachteilig sind; und man findet in verschiedenen periodischen Schriften Berechnungen, worin die Summen, welche auf diese Weise dem Lande entgehen, sehr hoch angeschlagen werden. Die Holländer werden in diesen Schriften aufgemuntert, die Arbeit selbst zu tun, und der Muffen sich zu entschlagen.“ Derartige Schriften mit obengenannten Angriffen sind sonst nicht belegt....Eine Frage ist es, ob den deutschen Provinzen diese Wanderschaft der Arbeiter nachteilig sei?... Zu Letzteren gehört Pastor E.A. Gildehausen, der in den Osnabrückischen Anzeigen v.J. 1767 und bei Möser den Schaden für die Hollandgänger und deren Zurückgebliebene bzw. den moralischen Schaden einer verlassenen Familie und der brachliegenden Ländereien berechnete. Der negativste Befund sah so aus: [...] unterm Strich bleiben nur 11 % der Verdienste nach einem langen einsamen Sommer übrig. Zwar gab es auch in Holland schlechtere und sehr gute Jahre, aber diese Einschätzung scheint unrealistisch. Die zurückbleibende Familie arbeitete ja dennoch auf dem Lande. Es handelt wohl auch eine Übertreibung der moralischen Gefahren von kirchlicher Seite. Die Pfarrer sahen ja deutlich einen Einbruch des Familienlebens und Kirchgangs durch den Hollandgang und weitere Auswanderungen. Der Artikel fährt mit Justus Mösers Gegenargumenten fort: „Zwar werden die Leute, welche nach Holland zur Arbeit
gehen, früher alt und unvermögend werden als andere... es ist auch nicht
weniger wahr, daß die Fortpflanzung des menschlichen Geschlechtes unter den
Heuerleuten (Häuslern) um ein Drittel schneller liegt als unter den
Landbesitzern (Eigenbehörigen)... und dass von denen jährlich 10 von 100
verloren gehen. Aber wie hätte der Heuerman mit seiner Frau zu Hause denn
bestanden?“ Realistischer sahen manche Pfarrer die Situation, die im Sommer ihre Seelsorge nach Holland verlegten. Reiseprediger Karl Kuhlo kam zu den Ziegeleien in Friesland und errichtete am 15. Mai 1863 einen Krankenverein für deutsche evangelische unbescholtene Moorarbeiter. Trotz aller gelehrten Berechnungen gingen die Hollandgänger, die ja wohl kaum Geld für Zeitungen hatten, jeden Sommer nach Westen. Ihren Höhepunkt erreichte die Hollandgängerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Industrialisierung die Hausleinenwebererei und Garnspinnerei völlig kaputtmachte. Da war oft die Arbeit in der Fremde der einzige Ausweg. W. Riechmann berechnete für den Kreis bzw. den Regierungsbezirk Minden die amtlichen Anzahlen der Hollandgänger von 1828 bis 1843 auf etwa 2500 bis 9000 Mann (und Frau). Mehr als drei Viertel aller Hollandgänger waren verheiratet. Aus dem Amt Windheim wurde gemeldet, dass sämtliche Wanderarbeiter Heuerlinge oder Neubauern waren, also dringend Geld brauchten. Manche Bezirksregierungen stellten deshalb die Reisepässe unentgeltlich aus, was der heimlichen Auswanderung bzw. Hollandgängerei entgegenwirkte. Ein guter Spinner konnte zu Hause nur 2 1/2 RT in drei Monaten verdienen, so dass er durch den Hollandgang mehr als ein Viertel eines durchschnittlichen jährlichen Familienbedarfs (etwa 60 RT) dazuverdienen konnte! Natürlich gab es auch schlechtere Jahre dazwischen, wo der Verdienst niedriger war, aber der Unterschied war trotzdem verlockend groß. Selbst die Geschichten über das berüchtigte Hollandfieber konnte nicht allzu viele Kandidaten abschrecken. Besonders 1826 war da ein Schreckensjahr: Von den 1689 Hollandgängern aus dem Regierungsbezirk Minden starben 66 Mann und 573 kehrten krank zurück! In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Holland einen deutlichen wirtschaftlichen Rückgang, der den Gewinn der Saisonarbeit zunichte machte. Die Höhe der ausgezahlten Löhne kam dadurch sofort wieder unter Druck. Außerdem zwang Bismarcks Schutzzollpolitik die Hollandgänger zu einer Wahl: Viele jetzt berühmte Familien wählten Holland als ihre neue Heimat. Als schönstes Beispiel kann die Mettinger Familie Brenninkmeyer angeführt werden, die nach der Einwanderung ihre ersten Läden in Holland (Groningen) aufmachten. Bis dahin waren sie jeden Winter wieder nach Hause gezogen und hatten die Wintergeschäfte einem Kommissionär in Holland überlassen. Miellet spricht zu Recht von der Modernisierung des niederländischen Einzelhandels durch diese katholischen Westfalen, so wurde: C & A Brenninkmeyer der größte Textilmulti der Welt! Im 20. Jahrhundert war die relativ größte Gruppe der Hollandgänger die der jungen Frauen, die sich als Küchenmädchen nach Holland verdingten. [....] Belege über Auswanderungen aus dem Uchter Raum nach HollandIn den Unterlagen des verstorbene Herrn Quellhorst befanden sich Hunderte von Namen von Einwanderer aus Uchte und Umgebung nach Holland, besonders in die Gegend von Rotterdam/Schiedam. Von denen leben jetzt Tausende Nachfahren mit identischen oder leicht abgeänderten Familiennamen. Alte und neue niederländische Zeitungen belegen das: Im Stadtarchiv Rotterdam traf ich in der evangelischlutherischen Kirche unter den Tausenden beurkundeten Hollandgängern auch Hunderte von Zuckerraffineuren. Unter ihnen die folgenden 2 Bräutigame: Georg Heinrich Quellhorst am 26.04.1848, 26 Jahre, geboren in Lavelsloh als Sohn des Christian Ludwig Quellhorst und der Catharina Sophie Langewisch. Die Braut hieß Johanna Hendrika Geller. Trauzeugen waren die Kollegen: Johann Diederich Böttcher, Johann Diederich Lommeyer, Carl Ludwig Schutte und Friedrich Wilhelm Rüter. Der Arbeitgeber war Van Oort Raffineriefabrik. Ihre Kinder waren Friedrich Heinrich, geboren 28.02.1850 in der Breestraat L 52, und Maria Hermina, vom 06.05.1852. Der zweite Bräutigam war Heinrich Ludwig Bahle, 26 Jahre, geboren zu Bahlen als Sohn des Landwirts Cord Heinrich Bahle und der Ilse Marie Hedwig. Er heiratete am 28.09.1864 die Charlotte Louise Amalie Althoff aus Vlissingen. Heinrich Wilhelm Droege, geb. in Lavelsloh, getauft zu Diepenau am 03.02.1840, als Sohn des Cordt Heinrich Droege und der Wilhelmina Carolina Charlotte Bröker, heiratete 24.05.1865 in RotterdamOud en Nieuw Mathenesse die Maria van der Tas. Er war Raffineursknecht; Geneverheizer und Bierbrauer und starb 1919 in Assen. Der Ursprung des Geschlechts Droege lag in Hauskämpen, Dunkhorst, der Großvater führte auch schon diesen Familiennamen. Der bouwman (Bauer) Johann Friedrich Hassfeld (unterschrieb Haßfeld) heiratete am 27.03.1839 die Jaapje Eelders. Er war ein gebürtiger Warmser, 28 Jahre, Sohn des Cord Heinrich Hassfeld und der Maria Elisabeth Siemann. Johann Friedrich wurde nachher Maschinist (Heizer) und wohnte in dem Pottebakkersteeg und im Hoogenboezem. Sein Bruder, der Maschinist Gerd Heinrich Karl Hassfeld, geboren in Warmsen, starb am 19.02.1902 im Alter von 84 Jahren in Vreedenoordlaan als Witwer der Jannetje Winterswijk und Sophia Droege. Des weiteren fand sich in den Unterlagen noch ein Cord (Gerd?) H.K. Hassfeld, Seemann in Lübeck, geb. 27.03.1851 in Warmsen, ohne Adresse, nachher Maschinist in Nadorstlaan 15/83. Noch heute stehen im amtlichen Telefonbuch von Rotterdam mehrere Familien Hassfeld verzeichnet. Des weiteren leben nach Auskunft dieses Telefonbuches noch zwei Familien mit dem Namen Gosewehr in Rotterdam. Diese Familie war früher in Rotterdam zahlreich vertreten: Johann Friedrich Gosewehr, geb. 03.09.1785 in Diepenau, Knecht, wohnhaft Singel; Johann Friedrich Gosewehr, geb. 02.11.1785 in Diepenau, wohnhaft Binnenwegsepoort; Cord Heinrich Gosewehr, geb. 07.08.1822 in Lavelsloh; Gerd Gosewehr, geb. 30.01.1835 in Warmsen; Gerd Gosewehr, geb. 13.04.1836 in Warmsen, Raffinadeursknecht; Heinrich Wilhelm Gosewehr, geb. 11.04.1850 in Lavelsloh, Heinrich Wilhelm Gosewehr, Raffinadeursknecht, Junggeselle, geb. 31.09.1851 in Steinbrink. Folgende Hollandgänger waren alle „raffinadeursknechte“ (wichtig für die nahe Geneverindustrie von Schiedam): Johann Carl Friedrich Becker, geb. 27.03.1831 in Warmsen; Cord Heinrich Becker, geb. 04.06.1825 in Warmsen; Kord Heinrich Dietrich Beckmann, geb. 09.10.1836 in Haselhorn bei Warmsen; Friedrich W. Benne, geb. 20.03.1831 in Lavelsloh; Johan F. Ensemeier, geb. 04.04.1841 in Lavelsloh; Johanna Hinrich Ensemeyer, geb. 05.04.1849 in Bohnhorst/Lavelsloh; Frederik W. Finke, geb. 12.05.1843 in Lavelsloh; Heinrich W. Grauenkamp, geb. 12.06.1810 in Lavelsloh; Gerd Häseker, geb. 30.11.1833 in Warmsen; Johan Horstmann Häseker, geb. 06.10.1833 in Warmsen, Arbeitgeber: Van Oort Zuckerraffinerie; Johan Heidkamp, geb. 27.03.1836 in Warmsen; Johann Christoph Ludwig Klussmeier, geb. 18.06.1828 in Lohe bei Uchte; Johann Heinrich Kruse, geb. 01.09.1828 in Warmsen; Dietrich Wilhelm Lohmeijer, geb. 24.01.1832 in Lohe bei Uchte; Cord Heinrich Meyer, geb. 20.12.1834 in Warmsen, wohnhaft Wijnstraat; Johann Dietrich Oetting, geb. 23.05.1831 in Warmsen; Cord Heinrich Oetting, geb. 06.08.1834 in Warmsen; Johann Friedrich Oetting, geb. 18.06.1847 in Warmsen; Daniel Dietrich Reimers, geb. 29.06.1831 in Lavelsloh; Cord Heinrich Rieke, geb. 11.06.1827 in Bohnhorst/ Lavelsloh; Johann Heinrich Rieke, geb. 20.10.1841 in Lavelsloh; Cord Heinrich Rodenberg, geb. 27.05.1857 in Lavelsloh; mehrere Schmidt aus Lavelsloh; Carl Heinrich Stoppelberg, geb. 27.06.1839 in Lavelsloh; Gerhard Heinrich Strohrmann, geb. 16.10.1837 in Warmsen; Johann Heinrich Christian Tegge, geb. 21.02.1843 in Lohe bei Uchte; Johann Heinrich Konrad Schulze wurde am 22.10.1799 als uneheliches Kind in Uchte lutherisch getauft als Sohn des Christoph Schulze, Parkknecht in der preußischen Batterie des Majors von Hattig, und der Sophie Charlotte Kemkens, Tochter des Hermann Kemkens auf der Hamme. Diese starb schon am 29.04.1805 in Tresdorf und wurde in Mendorf beerdigt. Der Sohn wurde Hollandgänger, arbeitete in Schiedam als „brandersknecht und jeneverschieter“ in der Branntweinindustrie. Als er am 18.01.1825 heiratete, hieß es in den Heiratsbelegen, daß der Vater Christoph „unerwartet davongegangen“ sei. Der Junior blieb in Holland, seine Nachkommen leben noch immer da. Johann Christian Wilhelm Eisberg, geboren 1798 in Lavelsloh, fand ich als Hollandgänger zum ersten Mal in Pijnacker nahe Rotterdam. Sein Vater hatte, um der Wehrpflicht zu entkommen, die Flucht nach Beckum über Lingen gewählt. Dort hat er ein Kind Johann Christian Wilhelm gezeugt, bei der Maria Elsebein Bönnecke, die bald darauf als Witwe zum schwiegerelterlichen Bauernhof in Lavelsloh zog. Der Sohn Kurt oder Coert, wie er in Holland geschrieben wurde, wanderte aus, und stellte in Holland den Heiratsantrag. Dazu brauchte er einen Taufschein und schrieb deswegen nach Lavelsloh, wo er seines Wissens ein Leben lang gewohnt hatte. Der Pfarrer konnte da nur die Taufeintragung eines Friedrich Wilhelm Eisberg finden, hat die abgeschrieben, und die Behörden in Pijnacker nahe Rotterdam akzeptierten diese als Heiratsbeleg! Die Vornamen Wilhelm stimmtem jedenfalls! Die Nachkommen leben jetzt noch in Pijnacker und Nootdorp. Friedrich Wilhelm Eisberg heiratete 1822 die Elisabeth Voss in Lingen. Ob sich da der Pfarrer noch gewundert hat? Daß die Verwaltung nicht ganz in Ordnung war, kann man ja vermuten. Margaretha Trau aus Warmsen zog nicht nach Rotterdam: Sie heiratete den Christian Dettmeyer aus Groß Lafferde und wanderte nach Landsmeer nahe Amsterdam aus. Ihr Vater war Kurt Harmensz. Trau, geboren am 27.05.1731 in Warmsen, ihr Großvater Kaspar Truhe genannt Könemann. SchlussfolgerungWas immer die hohen Herrschaften entschieden oder verboten, es zeigte sich, dass sich die Untertanen daran wenig gelegen ließen und dennoch nach Holland (oder anderswo hin) gingen, wenn wirtschaftliche Not, das Abenteuer, ein behördlicher oder sozialer Zwang sie dazu trieb. Die ganze europäische Geschichte ist in dieser Hinsicht eine deutliche ununterbrochene Serie von Völkerwanderungen, die jede herrschaftliche oder demokratische Regierung zu steuern versucht hat und noch versucht. Und immer wieder ohne viel Erfolg!! Die Forschungen zu den Hollandgängern wurden begonnen von G.M. Quellhorst aus den Niederlanden. Nach seinem leider viel zu frühen Tode übernahm J. Kaldenbach aus den Niederlanden diese Aufgabe.
Amerika-AuswandererVorbemerkungDie
bäuerlichen Gemeinden in unserem Bereich im angehenden 19. Jahrhundert waren
im Bezug auf die Wirtschaftskraft überbevölkert. Die Böden waren nicht immer
sehr ertragreich, man bedenke die damals noch vorhandenen Ödland- und
Moorflächen, die bei den Angaben über den Hofbesitz mit eingerechnet waren:
die durchschnittliche Hofgröße lag etwa bei etwa 45 Morgen (vgl.
Soz.-Geschichte) und es gab noch keinen Kunstdünger. An
jedem der ohnehin schon kleinen Bauernhöfe lebten vier bis sechs
Heuerlingsfamilien. Es kam vor, dass auf einem Bauernhof bis zu 40 oder gar
50 Menschen wohnten und vom Hof ernährt werden mussten. So war man ständig
auf einen Nebenerwerb angewiesen. Die wenigen handwerklichen Betriebe
reichten nicht aus, um ausreichend Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen.
Gewiss man versuchte sich im Spinnen, Weben, Körbe und Besen flechten bzw.
binden, aber die Absatzmöglichkeiten hielten sich in Grenzen. Was
hat sich damals, vor allem zwischen 1832 und 1880 bei vielen abgespielt.
Tagelang, wochenlang, monatelang wurde diskutiert, meistens hinter
verschlossenen Türen. Wer soll zuerst den Schritt wagen? Was geschieht mit
den Eltern, die den Schritt nicht mehr wagen wollen. Jedem war zu jener Zeit
klar: Wer den Schritt wagte, der sah seine Freunde, seine Familienangehörigen
niemals wieder. Es sei denn, sie würden hinter herziehen. Aber dennoch: Die
Verlockungen waren groß. Letzten Endes machte man es ja auch nicht so sehr
für sich, sondern vor allem für die Kinder. Ansonsten gab es für sie keine
Zukunft. Es klingt vielleicht makaber, aber man kann es immer wieder
beobachten: Man wartete mit der Auswanderung, bis die Eltern gestorben waren.
Die
hoffnungslose wirtschaftliche Situation in der Heimat und das Streben nach
Freiheit, Unabhängigkeit, Selbständigkeit waren es, die die Menschen zur
Auswanderung trieben. Die Verzweiflung muss groß gewesen sein, denn keiner
wusste so recht, was einem in Amerika erwartete, zu unterschiedlich waren die
Meldungen. Aber immer mehr gingen dieses Abenteuer ein, das oftmals bereits
mit der Überfahrt begann. Später
in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Entschluss leichter. Dann hieß
es immer wieder: „Der ältere Bruder hatte ihnen den Weg bereitet“.
Wege der deutschen Auswanderung in die USAHeinrich Seeberg Hannover,
Fachbereich Geschichte 2000 geschichte.uni-hannover.de/projekte/amerika/quellen/startger.html Die deutschen Auswanderer des 19. Jahrhunderts stellten nur einen Teil der USA-Einwanderer. Die Höhepunkte der deutschen Wanderungsbewegung lagen in der Mitte der 50er und am Anfang der 80er Jahre. In Abhängigkeit von den Verhältnissen in Deutschland und der Situation in den Vereinigten Staaten verlief sie wellenförmig und ebbte am Ende des Jahrhunderts ab. Gleichzeitig nahm der Anteil der nichtdeutschen Einwanderer in die USA zu. Verlauf der USA- Einwanderung
aus: Achim Geldmacher, Die
Deutschen in Ann Arbor. Eine Studie über das Leben deutscher Einwanderer in
den USA, 1810 - 1918, Essen, 1993, S. 43. Entlassungsurkunde des Militärs
Zwischen Auswanderungsentschluss und Ausreise waren die behördlichen Zustimmungen einzuholen. Die wehrpflichtigen Männer hatten die Ableistung der Militärdienstpflicht nachzuweisen. aus: Antonius Holtmann
(Hrsg.), "Ferner thue ich euch zu wissen . . . " Briefe des Johann
Heinrich zur Oeveste aus Amerika (1834 - 1876), Bremen, 1995, S. 26. Vergleich der Auswanderung über Hamburg und Bremen
Nach Le Havre, Rotterdam und Antwerpen wurde Bremen zum bedeutendsten Auswanderungshafen der deutschen Emigranten. In Konkurrenz mit Hamburg stehend, wurde für bremer Schifffahrtslinien die Beförderung von Auswanderern zu einem lukrativen Geschäft. Bremen bot den Ausreisenden den Vorteil der Direktverbindung in die USA, während über Hamburg Ausreisende manchmal erst nach England transportiert wurden und dort umsteigen mussten. Nach 1860 wurde Hamburg für Reisende aus Preußen, Mecklenburg und Sachsen mit schnelleren und besseren Verbindungen im Direktverkehr günstiger. aus: Peter Assion (Hrsg.),
Über Hamburg nach Amerika, Marburg/Lahn, 1991, S. 26. Passenger List des American Eagle, 1852
Schiffs- und Passagierlisten als Quelle zur Auswanderungsbewegung wurden zugänglich gemacht von der Forschungsstelle Niedersächsischer Auswanderer in die USA (NAUSA) in Oldenburg. aus: Achim Geldmacher, Die
Deutschen in Ann Arbor. Eine Studie über das Leben deutscher Einwanderer in
den USA, 1810 - 1918, Essen, 1993, S. 101. Zeitgenössische Darstellung einer Einschiffung
Da in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Schiffverkehr noch mit Segelschiffen betrieben wurde, hatten die Emigranten im Auswanderungshafen eine Wartezeit von unkalkulierbarer Dauer hinzunehmen, während der sie in Auswanderungsgasthöfen untergracht waren. Dies konnte bis zu zwei Monaten dauern und wurde erst durch die Herstellung der Eisenbahnverbindungen verkürzt. aus: Peter Assion (Hrsg.),
Über Hamburg nach Amerika, Marburg/Lahn, 1991, S. 167. Zwischendeck
Aus: Arno Armgort, Bremen
- Bremerhaven - New York, Bremen, 1991, S. 36. Auswanderer auf Deck
aus: Leo Schelbert/Hedwig
Rappolt, Alles ist ganz anders hier, Olten, 1977, S. 231. Ankunft in den USA
aus Internetseite
des Heimatvereins Steinfeld e.V.
Karikatur in Harper's Weekly, 1872
aus: Antonius Holtmann
(Hrsg.), "Ferner thue ich euch zu wissen ..." Briefe des Johann
Heinrich zur Oeveste aus Amerika (1834 - 1876), 1995, S. 116 In dem deutsch-amerikanischen Auswanderungsprozess des 19. Jahrhunderts wurde das Verlassen der Heimat als individuelles Auswandererschicksal empfunden. Die zumeist unwiderrufliche Entscheidung auszuwandern wurde oft durch das Zusammentreffen mehrerer Faktoren herbeigeführt. Die persönliche Wahrnehmung des Erlebnisses "Auswanderung" wird in zwei Beispielen geschildert: Auswanderungsschicksal Müller 1834Der Auswanderer Eduard Gustav Heinrich Müller legte 1834 nach seiner Ankunft in Bremen zunächst die drei Tage dauernde Reise von Bremen nach Bremerhaven zurück, um sich dort einzuschiffen. "Am 18.
Juli, morgens 10 Uhr, verließen wir mit unserem schönen americanischen
Dreimaster, der etwa 120 Fuß [etwa 36 m] lang und 30 Fuß [etwa 9 m] breit
war, bei günstigem Winde den Hafen. Gegen Abend nahm der Wind zu, die See
ging hoch und es währte nicht lange, da lagen fast alle Passagiere an der
Seekrankheit danieder. Ein entsetzlicher Zustand! Das Jammern und Stöhnen der
Kranken, das Geschei der Kinder, das flehentliche Gebet der Alten, dabei das
Brausen der Wogen und das Rollen des Schiffes. Viele wünschten schon, ihre
Heimat nie verlassen zu haben. Mein Schlaf-College bedauerte nichts mehr, als
dass ihn die hannoversche Polizei, die ihn angehalten, weil er keinen Pass
hatte, nicht zurücktransportiert hätte." Müller musste, wie alle 136 Zwischendeck-Passagiere, selbst kochen: "Als der
Sturm sich legte und die Krankheit überwunden war, kehrte auch die Lebenslust
zurück. Das Erste war, dass wir unsere Küche einrichteten. Wir erhielten
grüne und gelbe Erbsen, weiße Bohnen, Reis, Grütze, Sauerkraut, Kartoffeln,
gesalzenes Rind- und Schweinefleisch, Stockfisch und etwas Butter. ... Die
Kartoffeln waren schon zu Ende, als noch nicht die Hälfte der Reise
zurückgelegt war. Das Sauerkraut musste von Würmern gereinigt werden, ehe wir
es kochen konnten. Das gesalzene Fleisch war ziemlich gut, wir mussten aber
enthaltsam sein im Genusse, wegen des darauffolgenden Durstes. Die Erbsen
blieben trotz allen Kochens hart wie Steine." Die hygienischen Verhältnisse auf dem Schiff beschrieb Müller so: "Ganz
entsetzlich hatten wir von Ungeziefer zu leiden, man mochte anfangen, was man
wollte, man konnte sich vor diesen lästigen Gästen nicht schützen. Bei vielen
kam das Waschen gänzlich aus der Mode, es sei denn, dass eine heimtückische
Woge sich über sie stürzte und sie von oben bis unten abspülte." Der Zielhafen Baltimore wurde am 6. September erreicht. Der Erleichterung, die Strapazen überstanden zu haben, folgte bald die Ernüchterung: "Man hatte
alles himmlischer erwartet. ... Unter [der] allgemeinen Angst verließ ich das
Schiff und hörte ein paar Tage nachher, dass einer meiner Reisegefährten
schon mit dem Capitän unterhandelt hatte, um ihn, seine Frau und Kinder für
den Rest seines Vermögens, 60 - 80 Dollars, wieder mit zurückzunehmen, was
aber abgeschlagen wurde." Verwirrend waren für Müller die Begegnungen mit den fremden Menschen: "Neger,
Mulatten und Sklaven trifft man hier viele; diesen und den eingewanderten
armen Deutschen sind die schweren Arbeiten überlassen. An einem Feste hatte
ich das Vergnügen, die Bürgermiliz exerzieren zu sehen, schlecht genug; was
aber dem Ding die Krone aufsetzte, war die schwarze Musikbande, welche die
Truppe führte und einen Höllenlärm machte. ... Besonders auffallend war mir das
lange, schmale, nichts Heiteres verkündende Gesicht der Amerikaner." Müllers erste Reiseziel im Lande war Wheeling am Ohio-Fluss. Um den Fahrpreis von 10 Dollar zu sparen, legte er den Weg zu dem 260 Meilen entfernten Ort zu Fuß zurück. Auf diesem Marsch lernte er nicht nur die Bauweise der Blockhäuser kennen, sondern auch deren Bewohner: "Der
Amerikaner will Geld verdienen und so befasst sich jeder Bauer damit,
Wirtschaft zu betreiben. Sucht man die besten aus, so hat man auch nicht zu
klagen. Unsere meisten Wirte, bei denen wir übernachteten, waren Abkömmlinge
von Deutschen und konnten die meisten noch mit dem von ihren Eltern aus
Württemberg und Baden mitgebrachten Deutsch gut fertig werden. Sehr viele
aber schämen sich ihrer deutschen Abkunft, wollen als Engländer gelten und
kein Deutsch mehr können." In einer Siedlung am Ohio ließ Müller sich nieder. Vom Staat kaufte er 184 Acres á 1 ¼ Dollar [1 Acre etwa 4000 m²] und errichtete mit Hilfe der Nachbarn ein Blockhaus: "Wir gingen,
nachdem unser Haus fertig war, daran, unsern Acker zu kultivieren, was
allerdings in sehr primitiver Weise hier überall geschieht. ... Nach solcher
Kultivierung wurde der Boden mit der Hacke ein wenig umgearbeitet, mit
Kartoffeln und Mais bepflanzt und mit Buchweizen besäet. Ein paar Kühe hatte
ich auch gekauft, 12 Dollar das Stück nebst Kalb. Nun konnten wir doch
bisweilen Milchsuppe kochen." Für den neuen Kolonisten hatte das harte Pionierleben im amerikanischen Westen begonnen. Auswanderungsschicksal Faust 1877Entgegen der realistischen Darstellung Müllers ist die Beschreibung des Auswanderers Louis Frederick Faust von der Begeisterung für Amerika erfüllt. Schon bei seinem Reiseantritt im Mai 1877 war er überzeugt, in der Neuen Welt sein Glück zu finden: "Die
Antwort, überhaupt mein unbeugsamer Entschluss war, zu schaffen und zu
arbeiten mit Freuden, denn selbst habe ich mir ja dies Loos gewählt." Einen Abschiedsschmerz leugnete er: "Leb' wohl
Deutschland! Leb' wohl Europa, sagte ich stille zu mir, es zuckten
unwillkürlich meine Glieder, sofort aber kehrte das Selbstbewusstsein, die
stille Zufriedenheit und Freude wieder in mich zurück. Wenn ich im sichersten
Haus gewesen wäre, hätte ich nicht gleichgültiger sein können." Auch von der Seekrankheit will er nichts bemerkt haben: "Aus
eigener Erfahrung kann ich hierüber durchaus nichts schreiben oder berichten,
denn ich selbst bin keinen Augenblick seekrank gewesen." Ungebrochen war sein Optimismus bei der Ankunft in Amerika: "Auf New
Yorks Pflaster trampelte jetzt ein Europamüder mehr. ... Bei Gott, wem sollte
es hier nicht gefallen, jedem von Euch würde es hier zum Wohnsitz
conanimieren. Welche recht einfältige dumme Ansicht hat man doch bei Euch von
America. Alles bis jetzt hier Gesehenes gefällt mir ausgezeichnet." Seine Verwandten in Deutschland ließ er an der Schwärmerei teilhaben: "Versuchen
will ich, Dich mit den hiesigen amerikanischen Verhältnissen etc. bekannt zu
machen, damit Du den gewaltigen Unterschied kennen lernst. Kein Wort lüge
ich, nein die nackte Wahrheit will ich Euch schreiben, Ihr braucht an nichts
zu zweifeln, ... wer einige Zeit hier gelebt, verlangt nicht mehr nach
Deutschland." Faust war immer wieder von der amerikanischen Großzügigkeit beeindruckt: "Die
Kleinigkeitskrämerei wie bei Euch kennt man hier nicht. Ich wünschte, Ihr
könntet mal 1 Stunde hier zusehen, wie böhmische Dörfer käme Euch dies alles
vor. ... Ich freue mich ungemein, dass ich hier bin. Alles gefällt mir hier
sehr gut und kann mir keiner Geld etc. genug bieten, um mich zum umkehren zu
veranlassen." Faust hatte den Vorteil, dass ein Verwandter in Amerika schon Fuß gefasst hatte. Dieser sichere Rückhalt erleichterte ihm den Start. In leuchtenden Farben beschrieb er den sozialen Status dieses Farmers, den er als sein Vorbild ansah: "Gleich
einem König lebt er hier auf seiner Farm. Alles was in der Umzäunung liegt
ist sein Eigentum, worauf er unbeschränkter Herr ist. Wie lieblich ist es
hier, ‚o, armselige Heimat!' Ein Teil von der Farm ist ein schattiges
Wäldchen, wo oft ein fröhliches Festchen gehalten wird, ein sogenannter
Pic-Nic. ... Seine Farm ist klein und könnte er solche um billiges Geld
bedeutend vergrößern, dies will er aber nicht, er sagt, dann muss mehr Leute
& mehr Sorge haben. Ich bin so am besten ab, meint er. Welches Verhältnis
gegen Euch draußen. Nur wenige Wochen im Jahr arbeitet ein Farmer im ganzen
Jahr, wo ich mit der Maschine nichts machen kann, da bleib ich weg, sagt er.
Neben dem Wohnhause steht ein schönes Provianthaus, welches voll mit Schinken,
Seiten und anderem Fleisch hängt. Butter, Eier etc. sind ebenfalls in Hülle
& Fülle da." Aus der positiven Beurteilung Amerikas, wie Faust sie zum Ausdruck brachte, kann nicht geschlossen werden, dass die Assimilation der Auswanderer immer störungsfrei verlief. Wenn sich Deutsche als Träger geistiger Werte betrachteten, die den Gegensatz zum amerikanischen Pragmatismus betonten, waren Auseinandersetzungen nicht zu vermeiden. Oft aber bot schon das Erscheinungsbild der Eingewanderten Anlass zu kritischen Betrachtungen, das mit dieser Karikatur veranschaulicht wurde. Das Schicksal Döpke (Wegerden) 1834D.
Geiger in: Chronik Warmsen VorgeschichteAm 29. April 1834 berichtet der Amtsvoigt Schleker aus Warmsen: „An Königl. Grossbr. Hannov. Amt Diepenau Bericht der
Voigtei Bohnhorst betreffend Höfesachen, Warmsen, den 29. April 1834 besonders den Verkauf der herrschaftl . leibfreien
Vollkötherstelle Sub. Nr. 35 des Reg. und Nr. 22 des Haus zu Wegerden
Bauerschaft Großenvörde, von Johann Diederich Döpke an Heinrich Friedrich
Wilhelm Borgmann Sub. Nr. 60 zu Friedewalde Königlich Preußischen Land und
StadtGerichts Petershagen. Aus welchen Gründen und unter welchen Bedingungen die
in rubro näher bezeichnete Colonie der Joh. Diedrich Döpke an den Colonus
Heinrich Friedrich Wilhelm Borgmann verkauft hat, ergiebt die zur
hochgefälligen Ansicht überreichende Anlage in Mehreren. Ebenso beehre ich mich hierneben zwei (Zeugnisse),
seinen moralischen Lebenswandel und dessen Qualifikation zum Colono bezeugend,
gehorsamst zu überreichen. – Wenn nun der beabsichtigte Stell Verkauf
freiwillig und mit Zustimmung aller dabei interessierten Theile geschehen
ist, auch der neue Colonus hinsichtlich seines Vermögens, moralischen
Betragens und Qualifikation zum Colono einigermaßen ausgewiesen hat, sich
auch anheischig gemacht den erforderlichen Auswanderungs Consens, nach
erfolgter gutsherrlicher Genehmigung zu dem fraglichen Stellankaufe,
beibringen zu wollen, so mögten nach meinem gehorsamen Dafürhalten keine Verweigerungsgründe
vorhanden sein, und von dieser Ansicht ausgehend, erlaube ich mir die
Erwürkung des gutsherrlichen Consenses gehorsamst zu empfehlen. Amtsvoigt
Schleker“ Der Verkauf der Vollkötherstelle Wegerden Nr. 22 wurde
im April 1834 genehmigt: Nr. 246. pr.
den 3. May 1834 „Endlich wollen wir auf den Bericht des Königlichen
Amts vom 19ten d. M. den Johan Friedrich (verschrieben – richtig: Diederich)
Döpke und dessen Ehefrau Ilse Marie, verehelicht gewesene Siemann, geborne
Meyer, die beabsichtigte Abtretung ihrer leibeigenen (verschrieben – richtig:
leibfreien) herrschaftlichen Vollkötherstelle zu Wegerden an Heinrich
Friedrich Wilhelm Borgmann zu Friedewald, Gerichtsamts Petershagen, salvo
nexo villicati und unter den übrigen, in der miteingesandten Registratur vom
13. v. M. bemerkten, Bedingungen von Gutsherrschaftswegen hiermit gestatten.
Es ist daher beiden Theilen solches zu eröffnen und sobald der Käufer den
erforderlichen Auswanderungs-Consens beigebracht haben wird, wegen dessen
Bemeierung Amtsseitig das Weitere zu besorgen. Hannover, den 28.
April 1834 Königliche Großbritannisch-Hannoversche Landdrostei (Unterschrift....) An das Art Diepenau.“ Diese Mitteilung erhält Johann Diederich Döpke am 7. Mai 1834 aus Diepenau: „1) Vollköthner Johann Diederich Döpke und dessen
Ehefrau Nr. 35. 22 in Wegerden, 2) Dem Colonus Hr. Friedr. Borgmann Nr. 60 zu
Friedewalde zuzustellen.– Ab d. 10. May Nachdem der von dem Vollköthner Joh. Diedr. Döpke und
dessen Ehefrau Ilse Marie, verehelicht gewesene Siemann, geb. Meyer zu
Wegerden Bauernschaft Großenvörde vorgenommene Verkauf ihrer Sub. Nr. 35 des
Reg. und No. 22 des Hauses daselbst belegenen leibfreien Vollköthnerstelle an
den Colonus Hr. Friedr. Wilh. Borgmann Sub. Nr. 60 zu Friedewalde Königl. Pr.
Land u. Stadtgerichts Petershagen von Königl. Landdrostei mittelst vom 28./3.
d . M. Salvo nexu villicati und unter den übrigen in der abschriftlich
anliegenden amtsvoigteilichen Registratur vom 13.März d. J. enthaltenen
Bedingungen von Gutsherrschaftswegen genehmigt worden, so wird solches den
contrahierenden Theilen hiermit eröffnet, und die deshalbige Verhandlung
(...) damit bestätigt, und soll sobald Käufer den erforderlichen
Auswanderungs Consens beigebracht haben wird, (...) erfolgen. Übrigens sind, da der Käufer nach Inhalt dieser
Verhandlung die durch diesen Handel veranlasst werdenden Kosten allein zu
übernehmen hat, diese Kosten auf der für ihn bestimmten Ausfertigung dieser
Eröffnung notiert. Diepenau d. 7. May 1834 (Unterschrift...)“ Das Glück in der Fremde ...Dieses 1828 von Johann Diedrich Döpke angeliehene Kapital (200 Reichstaler in Gold) hatte eine „Laufzeit" über 6 Jahre. Bei nicht gewahrter Rückzahlungsfrist drohte die Abmeierung. Ob Döpke seinen Hof nach Ablauf dieses Termins tatsächlich aus wirtschaftlichen Gründen aufgab, bleibt offen. Jedenfalls fasste er 1834 den Entschluss, mit seiner Ehefrau, der Colona Ilse Margarethe, verw. Siemann, geb. Meyer (aus dem Hause „Meyer zum Hauskämpen“ Hauskämpen Nr.59) und sieben Kindern nach Nord-Amerika auszuwandern. Aktenkundig wurde auch, daß 1828 Johann Friedrich Siemann von Wegerden 22 nach seiner Militärzeit im Alter von 34 Jahren „sein Glück in der Fremde“ suchen wollte und aus diesem Grunde an Schwager Carl Diedrich Hoppe, Häusling zu Wegerden, seinen Brautschatz abtrat. Nachbar Cord Hinrich Dörmann („DÖRMANNS" Wegerden Nr. 24) schloss sich 1834 mit Ehefrau Catharina, geb. Bredemeyer und fünf Kindern an. Bei der Auswanderungsplanung gab es um diese Zeit schon professionelle Hilfe. Bis 1837 unterhielten z. B. bereits sämtliche Bremer Schiffsmakler im Binnenland Agenten, die gegen Zahlung eines Handgeldes Beratungen durchführten, das Geld für die Überfahrt kassierten und die Auswanderer zu den Seehäfen weiterleiteten (Riechmann, S. 226). Menschen dieser Region Niedersachsens traten die Seereise nach NordAmerika überwiegend mit dem Segelschiff von Bremen oder Bremerhaven aus an; die Reise dauerte zu Döpkes Zeit durchschnittlich 1 1/2 Monate. Nach Bremen gelangte man entweder mit dem Pferdefuhrwerk oder auf einem Weser-Flusskahn (oft genug in wrackähnlichem Zustand), bis 1880 auch noch auf abenteuerlichen Holzflößen. Die mehrtägige Weserfahrt kostete knapp 2 Taler und war schon sehr beschwerlich. Auf dem Segelschiff buchten Menschen aus weniger bemittelten Verhältnissen eine Zwischendeckspassage. Sie kostete für Erwachsene durchschnittlich 40 Taler und für Kinder 530 Taler. In den 50er Jahren zogen die Preise bis über 50 Taler an, während sie in den Bürgerkriegsjahren auf 25 Taler abfielen (Riechmann, S. 253/254). Im Zwischendeck reiste man unter denkbar schlechten Bedingungen. Verlief die Fahrt länger als geplant, wurden Wasser und Proviant knapp. Es war mit einer Sterberate von 1%3% zu rechnen; manche Schiffe verloren über 1/4 ihrer Passagiere (Fullriede). Der Kajütenplatz mit 60100 Talern Fahrtkosten überstieg wohl die finanziellen Möglichkeiten großer Familien. Demnach musste Familie Döpke aus Wegerden 1834 für die Seereise im Zwischendeck zwischen 115 und 290 Taler Reisegeld aufbringen. Ein Ratgeber dieser Zeit riet allen Familien mit einem Vermögen unter 1 000 Talern von der Emigration ab (Helbich, S. 15). Döpke könnte nach dem Verkauf seiner Stelle über eine ähnlich hohe Summe verfügt haben. Nach erhaltener Auswanderungserlaubnis verkaufte Dörmann, Wegerden Nr. 24, seinen Hof 1834 an Diedrich Röckemann aus Friedewalde Nr. 3. Döpke übergab Hab und Gut für 1.614 Thlr. in Gelde an Wilhelm Borgmann aus Friedewalde Nr. 60, der sich auch zur Übernahme der hypothekarischen Schulden (300 Tlr. Preußischer Münze) verpflichtete. Zur Stelle gehörten 1834 etwa 60 Morgen Feld, Garten, Wiesen und Weideland; gut 5 Morgen davon waren kurz vorher an Conrad Dietrich Ötting, Meßwinkel Nr. 50, veräußert worden. Die nicht verkauften Güter lassen Rückschlüsse darauf zu, was mit auf die Reise ging: Das gesamte zur Leinenherstellung benötigte Gerät, alle Kleidungsstücke, ein eichener Koffer, die Betten, noch vorhandene Speck und Fleischvorräte, dazu das Bargeld. So verließen in kurzer Zeit 17 Personen aus nur 2 Hofstellen ihren Heimatort. Fernwanderungen waren ab etwa 1830 allgemein verstärkt zu beobachten. Sie leiteten die aus unterschiedlichsten Gründen bis zur Mitte der 1840er Jahre fortschreitende Entwicklung zur Massenauswanderung ein. Oft zog die Auswanderung eines Familienmitgliedes weitere Auswanderungen nach sich. In den Jahren 1840 – 1860 verließen über 10 % der Bevölkerung des Kreises Nienburg ihre Dörfer mit Ziel „Amerika“ (Fullriede). Neben dem materiellen Gepäck führten sie auch ein „kulturelles Gepäck“ mit sich, z. B. das Streben nach Landbesitz. Landbesitz hatte für deutsche Einwanderer, die zu Hause Bevölkerungsdruck, Missernten und Landknappheit erfahren hatten, einen weitaus höheren Stellenwert als für Amerikaner, die Amerikas Landreserve als unbegrenzt betrachteten. Im Gegensatz zu den „ruhelosen" Amerikanern galten die Ambitionen der Einwanderer nach Erwerb und Ausbau einer Farm ganz besonders der folgenden Generation. Erbschaften wurden oft schon zu Lebzeiten geregelt, damit Besitz nicht durch das andernfalls geltende Erbteilungsrecht zerstückelt wurde (Helbich,S. 63). Briefe der Familien Siemann/Döpke oder Dörmann fanden sich leider nicht, so dass wir nichts über ihr weiteres Schicksal erfahren konnten. Nahmen ehemalige Nachbarn, Freunde, Verwandte, z. B. Johann Friedrich Siemann, sie in Amerika für den Anfang auf und halfen dabei, in der Fremde Fuß zu fassen, „ihr Glück zu machen“? Vielleicht können stellvertretend folgende anschauliche, briefliche Schilderungen aus dem Familienbesitz Quellhorst/Körber, Bohnhorst 30 („Korf“) Reise und Ankunftsverhältnisse eines Amerika-Auswanderers erhellen. Neben der allgemeinen Armut kommt hier als Auswanderungsmotiv auch der starke Wunsch nach einem Leben in größerer Freiheit zum Ausdruck, das Bestreben, dem Druck der „Obrigkeitsgewalt" zu entrinnen (vgl. Marschalck, S. 52ff.) – „Cincinnati/Ohio, den 22. Januar 1849 Lieber Vater! Mit Freuden ergreife ich die Feder, um an Dich zu
schreiben und will hoffen, Dich bei guter Gesundheit anzutreffen. Was mich
anbetrifft, bin ich auch noch munter und gesund, welches Euch gewiss eine
Freude ist, wenn Ihr solche Nachricht kriegt, dass es mir gut und glücklich
geht. Lieber Vater! Ich schicke Dir die Ansehung von Cincinnati/Ohio und kann
es nicht unterlassen, Euch von meiner Seereise zu benachrichtigen, dass wir
am 3. Oktober 1849 sind von Bremerhaven weggefahren. Wegen Vermissung
(Verlieren) eines Ankers mussten wir hier bis zum 4. Oktober auf der Weser
liegen. Am 5. Oktober bekam ich die Seekrankheit, die dauerte
bis zum 16. Oktober. Am 11. Oktober kamen wir in den Kanal zwischen England
und Frankreich. England hatten wir zu der rechten in der Nähe bei uns liegen
und Frankreich zu der linken in weiter Entfernung. Vom 13.28. Oktober haben
wir immer Sturm und unruhiges Wetter gehabt. Das war zuweilen so stürmisch,
dass die Wellen haushoch über das Schiff hingingen. Ich habe mir oftmals
wieder die Zeit zu Hause gewünscht. Am 29. und 30. Oktober hatten wir schönes Wetter,
welches auch so recht eine Ermunterung war. Es dauerte bis zum 11. November.
Am 12. November trat wieder Sturm und Regen ein, das dauerte bis 15.
November. Am 16. November hatten wir solche Hitze, wie an einem
heißen Sommertage. Das dauerte bis zum 23. November und kamen wir in dieser
Zeit mehr zurück als vorwärts. Am 25. November hatten wir solche Kälte, dass man gerne
„Hanschen“ getragen, wenn man welche gehabt hätte. Am 26. November morgens früh kriegten wir in weiter
Entfernung endlich “Land" zu sehen und gegen 10 Uhr kriegten wir das
Land deutlich zu sehen und zwar so, daß man alles unterscheiden konnte. Gegen
1 Uhr bekamen wir einen Lotsen, der uns hinfährt nach Philadelphia. Dort
kommen wir den 30. November an. Am 2ten Dezember fuhren wir mit der Eisenbahn nach
Pittsburgh und von da mit dem Dampfschiff nach Cincinnati. Am 8ten Dezember
kamen wir in C. an. Gegen 10 Uhr kam ich bei Jürgens Cordhinnerk an, welcher
vor Freuden nicht wusste, was er tun sollte. Gegen l Uhr kam ich zu Carl
Peper, welcher vor Verwunderung nicht sprechen konnte. Er kannte mich aber
auch nicht. Lieber Vater! Es war mein Glück, dass ich gut versehen war mit
Proviant, sonst hätte man wohl tot hungern können, denn wir haben zuweilen
den ganzen Tag nichts gekriegt. Ich will Euch nichts mehr davon schreiben.
Ihr könnt es so wohl denken. Mit einem Worte gesagt, wir haben Hunger und
Durst leiden müssen auf dem Schiffe. Aber wir haben es Gott sei dank jetzt
hinter uns und habe doch Gott sei dank ich jetzt zu essen und zu trinken. Lieber Vater! Wie ich ankam in Cincinnati, da holte mich Carl Peper
gleich zu sich. Er wollte nicht haben, dass ich bei andern sein sollte. Am 15. Dezember bekam ich Arbeit und musste mit einem
Pferd fahren. Essen und Trinken erhalte ich immer noch bei Carl Peper. Es gefällt
mir hier soweit noch ziemlich gut. Was ich in der Zukunft tun werde, da kann
ich Euch nichts von schreiben. Ich will hoffen, dass es mein Glück ist, dass
ich nach dem freien Lande gegangen bin. Man steht hier nicht so unter der
Obrigkeitsgewalt! Es ist hier nicht so, wie es geschrieben steht im 1. Petr.
2,18: „Ihr Knechte seid untertan mit aller Furcht den Herren, nicht allein
den gütigen, sondern auch den wunderlichen.“ Nein, so ist es hier nicht, sondern hier kann jeder tun
was er will. Ich will hoffen, dass mit der Zeit mehrere von Euch
nach hier kommen. Auch hoffe ich, dass mein Bruder Ludwig diesen Sommer
nachkommt, das heißt, wenn er Lust dazu hat. Es hat mich genug verdrossen,
dass er nicht gleich mitgekommen ist. Und ich will Euch über meinen Bruder
wohl späterhin benachrichtigen. Schreibt mir aber so bald als möglich wieder, denn Ihr
wißt wohl, daß mich danach verlangt, was es da neues gibt. Weiter weiß ich nicht zu schreiben. Es lässt Euch
grüßen, Schwenker und alle seine Kinder und Bente und Hinnerks aus Lavelsloh
und Fröhlking von Teige. Schwenker sagte, es sollte ihm doch auch mal eine
Freude sein, wenn er von seinen alten Kameraden welche zu sehen kriegte. Es lässt Euch grüßen Carl Peper und seine Frau. Es grüßt euch wie es wünscht Euer stets liebender
Heinrich Wilhelm Körber Wenn Ihr wiederschreibt, so ist die Adresse: Heinrich Körber bei Carl Peper Nr. 18 Cincinnati/Ohio“ Zu der Reiseroute von Heinrich Körber:Die Entfernung (Luftlinie!) von der Delaware-Bucht am 26.11. bis nach Cincinnati (8.12.1849) beträgt nur 870 km. Zurückgelegt auf dem Wasser und Schienenwege ergeben sich daraus: Delaware-Bucht bis Philadelphia (Wasserweg) 163 km Philadelphia bis Pittsburgh (Eisenbahn) 490 km Pittsburgh bis Cincinnati (Dampfschiff) 600 km Summe: 1.253 km „Heringsfänger"
Datierung und Grundsatzbemerkungen
Die sozialen Motive waren die gleichen, die auch für die Hollandgänger galten: soziale Not. Vielleicht lagen im Phänomen der Hollandgänger die Anfänge einer regionalen Eigenheit, die man einem Binnenländer gar nicht zugetraut hätte: Eine These besagt, dass die Männer, die in Holland ihren
zeitweiligen Erwerb fanden auf dem
Weg über die Arbeit als Plankensäger in den Werften zur Seefahrt fanden. In jedem Falle bestand ein zeitlicher Zusammenhang mit der zunehmenden Mechanisierung in Holland, der ja Wegfall vieler Arbeitsstellen bedeutete und der Zunahme der Heringsfänger aus dem Mindener, Nienburger und Schaumburg-lippischen Bereich. Der ungefähre Zeitpunkt wird oben genannt: „in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert. Natürlich boomte dieser Broterwerb noch nicht so, wie die vielen bekannte und berichtete Hollandgängerei, aber die ersten Berichte und die soziale Notlagen sorgten für verstärkte Nutzung dieser Art des Broterwerbs. Mit zu dieser Haltung hat auch beigetragen, dass ab 1872 Reedereien an der Weser
begründet wurden. Durch den Wegfall des Bergbaus in Münchehagen in den 20er
Jahren des 20. Jahrhunderts stieg die Not der Menschen und es verwundert
nicht, dass in örtlichen Chronikberichten davon die Rede ist, dass ..“ Haus bei Haus die Männer von Mai
bis November auf See fuhren. ... Von allen Dörfern im Binnenlande hatte
Münchehagen die meisten Seeleute“. Die
führte dazu, dass in unserem Bereich die Berufschulen von Stadthagen und
Stolzenau eigene Ausbildungszweige für die Heringsfänger herausbildeten, um
die jungen Männer auf ihren Beruf vorzubereiten, teilweise sogar mehrzügig,
weil die Nachfrage so große war. Selbst eine Karriere war unter bestimmten
Bedingungen möglich, einige brachten es sogar bis zum Logger-Kapitän, eine
hier hochangesehen Position mit wichtigem sozialen Rang. Natürlich
waren es diese Führungspersönlichkeiten und die persönlichen Bekanntschaften,
die die intensivste Werbung für diesen Beruf zwischen Mai und November
darstellten. Ab Ende
der 50er Jahre ging die Zahl der Heringsfänger rapide zurück. Die Gründe
sind: - die
Heringsschwärme wurden weniger, die Fanggründe schwieriger und der Verdienst
geringer, - die
Segnungen des beginnenden Wirtschaftswunders fingen auch den ländlichen Raum
zu erreichen, plötzlich fand sich vor Ort ausreichende und vergleichbar
bezahlte Arbeit. Die Trennung von der Familie und von den Freunden war nicht
mehr erforderlich, - und
schließlich war man nun nicht mehr bereit, die durchaus realen Risiken dieses
Berufes zu tragen, schreckliche Berichte in den Zeitungen von in rauer See
verunglückten Seeleuten, die ihr Leben opfern mussten. Bis zur Mitte der 60er
Jahre war der Beruf des Heringsfängers in unserem Bereich weitestgehend
erloschen. Noch heute aber leben in unseren Dörfern
noch Menschen, die diesen Beruf ausgeübt haben, ich werde versuchen,
Erlebnisberichte von ihnen hier einzurücken. Die
Heringsfänger im Landkreis Nienburg 1895-1969
Graphik André Wilkening, Zahlenentnommen
aus Bauser, Hermann u.a.: Heringsfänger aus Schaumburg-Lippe und dem Gebiet
der Mittelweser, Bremen: Edition Temmen 1997. Das Leben und Arbeiten auf SeeDer Heringsfang und der Berufsweg der HeringsfängerDie Harke 11. 02. 1956 Der Hering ist ein
wichtiges Volksnahrungsmittel. Schon im Mittelalter handelten hanseatische
Kaufleute mit Heringen. Ein großer Tell der Heringsfischer wohnt nicht an der
Küste, sondern im Binnenland. Bei Sonnenuntergang
setzen in den Fanggründen die Fischer ihre langen Treibnetze aus, die während
der Nacht wie eine Wand im Wasser stehen und in deren engen Maschen sich die
Heringe verfangen. Bei Sonnenaufgang wird das Netz wieder an Bord geholt, der
Fang wird an Deck geschüttet, die Heringe werden geschlachtet und in
Fässern mit Salz eingepökelt. Die Fischerei wird
in der Nordsee mit sehr tüchtigen Schiffen– den Loggern – betrieben. Zu einer
Besatzung gehören 17 bis 20 Mann. Mit dem Kapitän zusammen sind Steuerleute,
Maschinisten, Matrosen, Leichtmatrosen und Schiffsjungen sowie ein Koch an
Bord. Die Fangzeit liegt in den Monaten Mai bis Dezember jeden Jahres. Die
Fanggründe wechseln dauernd. Der Beruf des Heringsfischers
ist nicht leicht. Als Schulbildung genügt der Besuch einer Volksschule, es
werden aber auch Jugendliche ohne abgeschlossene Volksschulbildung
eingestellt. Wichtig ist vor allem eine gute Gesundheit, Seh-, Hör- und
Farbunterscheidungsvermögen müssen in
Ordnung sein und auch sonst darf kein organischer Fehler vorliegen. Nach 1 bis 2
Fangzeiten wird der Schiffsjunge Leichtmatrose. Nach 1 bis 2 weiteren
Fangzeiten wird er zum Matrosen befördert. Tüchtige junge Leute können nach
einer Fangzeit von mindestens 50 Monaten als Decksmann an einem Lehrgang zum
Steuermann teilnehmen. Nach einer weiteren Fahr zeit von 12 Monaten als
Steuermann wird ohne weiteren Schulbesuch das staatliche Befähigungszeugnis
als Kapitän ausgestellt. Die Berufsberater
des Arbeitsamtes Nienburg erteilen gern weitere Auskünfte. Sie nehmen auch
Meldungen von Bewerbern entgegen.
Münchehagen: Das deutsche HeringsdorfDie Harke 19.08. 1962 Einst 20 Kapitäne und über 300 Matrosen – heute drei Kapitäne und keine Heringsfänger Münchehagen. Vor und nach der Jahrhundertwende war in
den Handwerksbetrieben und auf
den Hofstellen in Münchehagen nicht für alle Platz. Auch das Geld war sehr knapp. Und mit den Arbeitsstellen
sah es zu dieser Zeit auch nicht rosig aus. Auf diese Weise entstand ganz
zwangsläufig, fast möchte man sagen aus einer Notlage heraus, die
„Hollandgängerei". Aus zahlreichen Gemeinden zogen die Männer nach Holland zum Grasmähen aus. Natürlich
auf Schusters Rappen und genauso kamen sie zurück. Aber sie brachten wenigstens
Geld mit für ihre Familien. Übrigens machten diese Hollandgänger auch ihre
ersten Bekanntschaften mit der Heringsfischerei und mit der Schifffahrt
überhaupt. Es waren Männer aus den Dörfern an der Weser von Minden bis
Nienburg, und es waren auch Männer aus dem Schaumburg-lippischen Land. Viele Jahrzehnte
hatte Münchehagen in den Kreisen der Heringsfänger und auch bei den
Gesellschaften einen guten Namen. Es war das deutsche Heringsfängerdorf, aus
dem in der Blütezeit der Fischerei 20 Kapitäne auszogen und weit über 300
Männer, die sich aus den Dorfgemeinschaften von Jahr zu Jahr für die
Schiffsbesatzungen anheuern ließen. Es war eine verschworene Gemeinschaft,
die in die oft stürmische See ausfuhr, um den Heringssegen des Meeres zu
bergen und an Land zu bringen. Als man in
Münchehagen im Jahre 1900 den Seemannsverein gründete, traten sofort 300
Männer bei. Fast aus jedem Hause fuhren Männer zur See aus. Es hatte
sich nämlich herum gesprochen, dass man in der Heringsfischerei Geld
verdienen konnte. Wer seinen Verdienst zusammenhielt, konnte mit dem Profit
aus dem Heringsfang in der Heimat schon zu etwas kommen. Den älteren
Kapitänen und den Männern der Schiffsbesatzungen ist aus vielen Fällen bekannt; dass Bauern und Handwerker, die
sich in Geldnot befanden, von den Kapitänen und auch von den Matrosen
unterstützt wurden. Einstmals 20
Kapitäne in Münchehagen. Und wie sieht es in diesem Dorf heute aus? Es sind
nur noch drei: Hermann Nagel, Nr. 89, der Bruder des fünffachen deutschen
Heringskönigs aus Rosenhagen, der leider zu früh verstarb, August Busse, Nr.
379, dessen Vater auch viele Jahre als Kapitän auf der Kommandobrücke stand,
und Alfred Feuerstein, Nr. 157. Aber Matrosen fahren nicht mehr aus,
wenigstens konnte man uns in Münchehagen keinen einzigen namentlich nennen.
Die Zeiten haben sich nämlich geändert. Auch an Land wird Geld verdient, und
an Land sind Arbeitsplätze in großer Zahl vorhanden. Da zieht man natürlich
das Zuhause vor, weil man bei seiner Land Beschäftigung nicht so lange von
seinen Eltern und von seiner Familie fort ist. Natürlich besteht
der Seemannsverein Münchehagen auch heute noch. Der Beruf, der sich
über Generationen vom Vater auf den Sohn vererbt schließt im Leben des
Seemannsvereins auch eine verpflichtende Tradition mit ein. Das geht die
Passiven und auch die Aktiven an. In Münchehagen ist es so und in den anderen
Dörfern, wo einstmals der Heringsfang in voller Blüte stand, ebenfalls. Im Binnenland wurde
lange Jahre für eine gründliche Ausbildung gesorgt. Schulen bestanden in den
verschiedenen Orten. Die Steuermannschule in Windheim besteht heute noch.
Außerdem ist die Fischerschule in Bremen vorhanden, die aber mit der
Heringsfischerei nichts zu tun hat. Die seit 1950 in
der Bundesrepublik eingerichtete einzige Schule mit Heringsfängerklassen ist
nach einem Jahrzehnt ebenfalls eingegangen weil der Nachwuchs fehlte. An den
Berufsschulen in Stadthagen und in Stolzenau bestanden solche
Heringsfängerklassen, zum Teil sogar wagen des starken Zuspruchs als
Parallelklassen. Für den nautischen Unterricht stand Kapitän Korte aus
Münchehagen als Lehrer zur Verfügung. In Stolzenau und in Stadthagen. Er ist
aber auch schon ausgeschieden, er fährt nicht mehr als Kapitän aus. Im Kreis
Nienburg hat er sich einen anderen Arbeitsplatz besorgt. In jedem Jahr
treffen sich von allen Heringsfischereigesellschaften die Direktoren und die
Kapitäne aus dem Binnenland in Rodes Hotel in Loccum. [....] SeefahrerromantikSeemannbriefe aus der weiten Welt„Die Harke“ Dienstag, 30.
März 1954 Herbert Zobel morste auf der Konfettischlange mit Stolzenauer Kameraden. Stolzenau. In etwa
fünf Wochen gehen die jungen
Seemänner, die in einem Lehrgang an der hiesigen Kreisberufsschule die
Grundlagen ihrer praktischen und theoretischen Ausbildung erhalten, auf
"große Fahrt" und für viele der Jungen beginnt dann zum ersten Mal
das Erlebnis der See und ihrer Gefahren, die Härte des Berufes, dem sie sich
verschrieben haben, aber auch die Erfüllung ihres sehnlichen Wunsches, sich
einmal draußen die Welt ansehen zu können. Wenn auch die Schule bis zum nächsten Semester ihre Pforten
schließt, immer umschließt ein unsichtbares Band Schüler und Lehrer, und es
ist jedes Mal ein freudiges Ereignis im Unterricht, wenn ein ehemaliger Schüler
sich aus fremdem Land meldet und Kunde gibt, dass er das Gelernte
nutzbringend anzuwenden verstand. Dieser Tage traf
von Hans Hubert Ehlers, der mit 18 Jahren auf einem deutschen Küstenfahrzeug
anheuerte und die Fahrten von England nach Skandinavien mitmachte, ein Brief
ein, der von dem Erlebnis der Ferne Kunde gibt. „Sicher habt Ihr
alle", so schreibt der junge Seemann, „schon mal etwas von der
„Calofornia“, meinem Schiffe gehört ...Es ist nicht groß, aber es hat es in sich.
Am 2. Januar schmissen wir die Leinen los und segelten mit frischer Brise,
wie es immer so schön heißt, nach Stugsund in Schweden. Das mit dem Leinen
ist zwar ein bisschen übertrieben. Wir haben nur ein paar steife Stahldrähte,
die immer allein vom Poller springen. Da gewöhnt man sich aber auch bald
dran. Das mit der
frischen Brise stimmt aber. Kurz vor dem Ziel wurde es sogar ziemlich windig.
Wir verloren die halbe Deckladung Koks und ein Rettungsboot. Auf dem Rückweg
nach England mussten wir für vier Wochen wegen Maschinenschadens Cuxhaven
anlaufen. Anfang März waren wir in England mit Holz. Von dort aus
ging es dann mit Porzellanerde los nach Norwegen..." Mancher der jungen
Seemänner nimmt während des Heimaturlaubes Gelegenheit, seine Schulkameraden
und seine Lehrer zu besuchen. Und immer wieder klingt es in seinem
Erlebnisbericht durch: "Was wir
hier auf der Schulbank lernen, ist für das praktische Leben. Wenn ich noch
einmal auf die Schule gehe, weiß ich erst recht, wie nötig ich das alles
habe, und werde mich ganz anders daran halten ...." Großes Hallo gab es
auch, als Herbert Zobel von einem Karnevalsvergnügen in Aachen auf einer
Konfettischlange seine Kameraden in Stolzenau anmorste und die Post diesen
gewiss nicht alltäglichen Brief getreulich in der Weserstraße ablieferte. Es
war für den Unterricht ein besonderer Reiz, die "närrischen Grüße"
zu entziffern, und ein noch größerer auf dem gleichen Wege den Empfang der
Grüße zu bestätigen und sie zu erwidern.
Heringsfängerlied
Logger in rauer See
Heimweh
FangschiffeHeringslogger Stadthagen 1956
Neubau: Heringslogger Nienburg 1956
Kapitäne aus unserem Raum:
Kapitän Korte
Porträt von 1953 In einer Diskussion 1955 Bilder aus der örtlichen Tageszeitung
„Die Harke“ Regionale Herkunft der Heringsfänger im Landkreis NienburgDie nachfolgende Graphik
zeigt, wie groß der Anteil von Menschen aus Münchehagen an diesem Geschäft
war Wilhelm Korte - ein Münchehäger HeringsfängerVita
geschrieben im Dezember 2002 von seinem Urenkel André Wilkening, Schüler in
meinem Grundkurs Geschichte. Die Photos entstammen seinem Familienarchiv. Wilhelm Korte wurde am 1.2.1909 in Münchehagen geboren. Obwohl sein Vater, ebenfalls Kapitän, im Oktober 1921 mit seinem Logger und neun Mann Besatzung bei einer Strandung ums Leben kam, stand auch für ihn nach Abschluss der Volksschule der Heringsfang als Berufsziel fest. Wie viele Münchehäger heuerte er 1924 als Leichtmatrose auf einem Logger der Nordernhamer Reederei Visurgis an. Nachdem diese 1930 ihren Betrieb eingestellt hatte, fuhr er als Matrose bei der Bremen-Vegesacker Fischereigesellschaft, die damals die größte Fangflotte in Deutschland und Europa besaß. Außerhalb der Fangsaison, von Januar bis April, arbeitete Korte in der Tischlerei seines Onkels in Münchehagen. 1932 hatte er die erforderlichen 60 Monate als Matrose auf See verbracht und machte, nachdem er zuvor etwa sechs Wochen lang Kurse über Navigation besucht hatte, sein Steuermannspatent und war fortan als solcher im Heringsfang tätig. Finanziell bedeutete dieses eine deutliche Verbesserung des ohnehin überdurchschnittlichen Heringsfängereinkommens. Ein Steuermann verdiente im Deutschen Reich je Fangsaison etwa 2000 Reichsmark, die sich aus einer festen Grundheuer und Tonnengeld entsprechend der Fangmenge zusammensetzte. Der durchschnittliche Arbeiter verdiente zu dieser Zeit etwa 1600 Reichsmark im Jahr, diese allerdings in 12 Monaten und nicht, wie ein Heringsfänger, in der achtmonatigen Fangsaison. Am 1. Juni 1939 wurde Wilhelm Korte, inzwischen verheiratet und Vater einer Tochter, in die Kriegsmarine eingezogen. Viele Fischlogger wurden zu Vorposten- oder Minensuchbooten umgerüstet, auf solchen tat er dann auch als Unteroffizier (Obersteuermannsmaat) Dienst.
In den letzten Kriegsjahren erhielt er das Kommando über ein Vorpostenboot, das B3 - Patent über die „Befähigung zum Kapitän in kleiner Hochseefischerei“ war ihm routinemäßig bereits 1934 nach zwölfmonatiger Tätigkeit als Steuermann ausgestellt worden.
Dennoch fuhr er nach dem Krieg zunächst wieder als Steuermann auf See. Sichten und Abschuss einer Mine
Im April 1949 erhielt er dann das Kommando auf Logger BV 13 „Wotan“, einem 1912 gebauten Motorlogger mit 90 PS – Motorleistung und 16 Mann Besatzung, die sich überwiegend aus zu Hause angeworbenen Münchehägern zusammensetzte.
Arbeit und Leben an BordFang in den späten 40er Jahren Fotos der Besatzung aus den 50er – Jahren
Indessen wurde auf Kortes Initiative und auf Betreiben der lokalen Arbeitsämter hin beschlossen, an der Stolzenauer Berufsschule ab 1950 besondere Heringsfängerklassen einzurichten, in denen der ohnehin schulpflichtige Nachwuchs während der fangfreien Zeit in Themen ausgebildet werden konnte, für die der harte Dienst an Bord keine Zeit ließ. Der fachpraktische Unterricht umfasste unter anderem Schiffs- und Materialkunde (z.B. „Splissen und Knoten“), Navigation und Wetter und Heringsbiologie. Diesen nautischen Unterricht übernahm Korte ab 1950 und war sich so einer Beschäftigung in den Wintermonaten ebenso sicher wie einer Förderung des Nachwuchses, der anfangs noch zwei Klassen der Berufsschule füllte. Angehende Steuerleute mit Mittelschullehrer Schepelmann und nautischem Ausbilder Korte vor der Stolzenauer Berufsschule (um 1954)Heringsfängerklasse 1951 Ab 1955 machten sich jedoch ein deutlicher Rückgang der jungen Heringsfänger bemerkbar. Wie viele Kapitäne musste auch Korte kämpfen und bangen bis er seine Besatzung zusammen hatte. Ohne ausreichende Besatzung wäre ihm nur das Anheuern als Steuermann oder die Arbeit an Land geblieben, für die er die Bewerbungen schon geschrieben hatte. Zum Teil in letzter Minute gelang es ihm schließlich aber doch noch jedes Jahr, mit Besatzung auszulaufen.
BV 15 „Fasolt“ – Aufnahme von 1957/59
Mit verstärkter öffentlicher Werbung für den Beruf des Heringfängers versuchte er derweil, den Beruf wieder attraktiv für die jungen Leute zu machen. Doch den Reizen der neu geschaffenen Arbeitsplätze an Land, die ebenso gut bezahlt waren, dafür aber keine monatelange Abwesenheit von zu Hause erforderten und zum Teil weniger hart waren, konnte man nicht entgegenwirken. 1960 besuchten die letzten Schüler Heringsfängerklassen in Stolzenau, ihr Betrieb wurde daraufhin eingestellt.
BV 83 „Thüringen“ – Kortes letztes Schiffaus: Brandes, Wilfried:
Logger-Jantjes, die Bremer Vergesacker Fischerei-Gesellschaft und der
Heringsfang. Bremen: Ed. Temmen, 1995, S. 155 Wilhelm Korte war schließlich gezwungen, seinem Beruf den Rücken zu kehren und sich ebenfalls an Land nach Arbeit umzusehen. Im Mai 1961 trat er eine Stelle bei der Standortverwaltung in Leese an und blieb dort bis er 1974 in den Ruhestand trat. Privat widmete er sich bis zu seinem Tode 1979 weiterhin der seemännischen Traditionspflege in der Region, leitete den Münchehäger Seemannsverein, organisierte Kapitänsbälle und blieb auch in Münchehagen als Kapitän i.R. Repräsentant der Dorfkultur.
Smutje bei den Heringsfängern: Hermann Kaiser, Ovenstädt
Das folgende Kapitel reflektiert einen Teil
der Lebensgeschichte eines Mannes, der im Grenzbereich vom Westfälischen und
Niedersächsischen gleichermaßen bekannt war und ist. Schon früh erhielt er den Beinamen „Der
Deutsche“, sicherlich heute ein eher zweifelhaft besetzter Begriff, aber aus
vielen Erzählungen und Berichten konnte ich entnehmen, dass die meisten damit
seine überwiegend positiven Eigenschaften beschreiben wollten. Natürlich war
er – genau wie viele junge Burschen seiner Zeit – durchaus raufbereit und
selbstbewusst, dennoch überwogen schon lange die vielen positiven
Eigenschaften, die man früher mit dem Deutsch-Sein verband: Zuverlässigkeit,
Ehrlichkeit, Anständigkeit, Gradlinigkeit, Engagementbereitschaft,
Mitempfinden, Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft: sehr viel Empfindsamkeit
in rauer Schale. Dies können alle bestätigen, die ihn genauer kennen. Hermann Kaiser, geboren 1937 im
Grenzraumgebiet auf westfälischer Seite war der älteste Sohn von insgesamt 5
Kindern kleiner Bauern in Petershagen-Pottmühle. Oft hat er als Junge die
Kühe und Gänse an den Wegränder und auf abgeernteten Feldern gehütet und zum
Lebensunterhalt der Familie mit beigetragen. Der Vater hatte bereits in den
20er Jahren als Heringsfänger zur Sicherung des Lebensunterhaltes Fahrten an
die Nordsee unternommen. Hermann erlernte nach der Schulzeit den
Maurerberuf und – wie hier oft vorkommend – den des Hausschlachters, um im
Winter eine zusätzliche Verdienstquelle zu haben. Letzteres brachte ihn zufällig in das Haus
eines Mannes, der als Kapitän eines Heringsloggers Jahr für Jahr zur See
aufbrach.....
Die VerpflichtungEs war im Winter 1957: der junge, 20jährige Schlachter Hermann Kaiser wurde von Fritz Schrage (Eldagsen) beauftragt ein selbstgemästetes Schwein zu schlachten, da schon damals erzählt wurde, dass der junge Mann eine ausgezeichnete Wurst in den Darm zu stopfen wusste. Natürlich war bekannt, dass der Arbeitergeber einer von den vielen bewunderten Heringslogger-Kapitänen des Weser-Raumes war. Und natürlich kannten sich beide, denn Hermanns Mutter stammte aus dem gleichen Dorf Ilvese wie Fritz Schrage. Dem Kapitän war gerade der Koch für die nächste Saison ausgefallen, ihm gefiel die präzise und saubere Arbeit des jungen Mannes und er fragte ihn, ob er nicht im nächsten Frühjahr bei ihm als Smutje auf der BV 70 arbeiten wolle. Der Einwand, er habe doch gar nicht Koch gelernt und überließe überwiegend seiner Mutter den Küchenbereich, wurde entgegengehalten, dass es ganz in der Nähe eine Ausbildungsstelle gebe, die nicht nur Steuerleute sondern auch Schiffsköche ausbilde. Die Arbeitslage zur damaligen Zeit war noch nicht ganz rosig in unserem Raum, der Kapitän hingegen eine bekannte und vertraute Persönlichkeit und die zu erwartende Bezahlung erfolgsversprechend und so sagte Hermann zu. Schnell wurden im folgenden Winter einige Kochlehrgänge in Windheim absolviert. Hermann Kaiser musterte im April des Jahre 1958 mit 21 Jahren als Koch an. Und ab ging es mit dem Bus nach Vegesack. Transportiert wurden er und eine Reihe weiterer Bekannter aus dem Raum von einem von der Loggergesellschaft gecharterten Busunternehmen. Der Bus fuhr durch die einzelnen Dörfer und sammelte die Männer für den Einsatz auf der BV 70 ein. Es war die Firma Warenburg aus Neuenknick.
Das SchiffFristgerecht kam die kleine Reisegesellschaft an der Pier von Bremen-Vegesack an. Dort hatte die Schiffereigesellschaft ihren Heimathafen. Neben Vegesack gab es noch die Standorte Emden, Leer und Glückstadt. Es war wirklich kein großer Dampfer, mit dem man sich auf die Weiten des Meeres begeben sollte: Die „Wachtel“ (BV 70) an der PierErstes Photo für das Familienalbum Ein reiner Fleet-Logger, nicht einer der großen, die auch das Schlepp-Fischen (s. unten) im Programm hatten. Schlicht, aber funktionsgerecht die Ausstattung, erfahren und klug die Führungsmannschaft. Und das war nötig, denn Herrmann war nicht der einzige, der sich zum ersten Male auf die Planken eines Schiffes begab. Die BrückeAuf der Brücke Kapitän Fritz Schrage (oben im Fenster) unten Steuermann Helmut Menze. Der Kapitän erwartete die Ankömmlinge schon, die ersten Arbeiten zum Beladen des Loggers mussten schnellstmöglichst erledigt werden. Dennoch stand zunächst die Schiffsbesichtigung an: Die Brücke von innenGünter Näther auf Wache. Die Brücke war spartanisch eingerichtet, man verfügte noch nicht einmal über ein Funkgerät - die Technik ließ nur das Abhören des Funkverkehrs der anderen Schiffe zu. 19 Mann war die optimale Besatzung für den Logger, die Fangausstattung immerhin 130 Netze à 30 Meter.
Der SmutjeVor der Abfahrt wurden die Logger mit Proviant ausgestattet. Für die Bevorratungsplanung hatte der Smutje zu sorgen. Zugestanden wurde von den Reedereien jeweils eine Menge für 6 Wochen. Dabei mussten bei den Vorratseinkäufen genaue Überlegungen angestellt werden: nicht alle Lebensmittel besaßen eine lange Haltbarkeit, Brot etwa schmeckte nach einigen Wochen nicht mehr, noch kürzer war die Haltbarkeit von Obst oder Gemüsesorten. Dann halfen sich die Logger-Smutjes gegenseitig: da man einen unterschiedlichen Rhythmus im Sech-Wochen-Tripp kalkulieren konnte, verständigte man sich untereinander und brachte dem anderen vom Hafenaufenthalt auch entsprechende Lebensmittel mit. War keine Verständigung über Funk möglich, musste der Kapitän mit Flaggen oder gar mit zwei Mützen die Wünsche signalisieren. Die Nachlieferung klappte immer ausgezeichnet, es konnte sogar manchmal ein Butterkuchen von Muttern oder der Ehefrau dabei sein, wenn die Heringsfänger des anderen Bootes zwischendurch „in der (gemeinsamen) Heimat“ gewesen waren. Proviantübernahme auf See von der „Mime“ (BV 14)Die Mime wurde 1958 von Kapitän Krömer aus Raderhorst gefahren. Sie beliefert hier die BV 70 mit Proviant. So half man sich gegenseitig.
Die Lieferungen packte man einfach in neue Heringstonnen und warf die Fässer außenbords. Der Besteller pickte sie aus dem Wasser auf. Auch das Trinkwasser war ein Problem. Es wurde in gewissen Mengen in Heringsfässern mitgenommen. Kam es aber mit Luft in Berührung, wurde es braun. Dann blieb meist nur noch die Möglichkeit Eintopf zu kochen, die übrigen gekochten Lebensmittel nahmen sofort die Farbe des Wassers an und das bedeutete Ärger mit der Mannschaft.
Die täglichen Routinen für einen Koch war deftig: zwischen vier und halb fünf musste er aufstehen. Meist hatte der Wantenheber (s. unten) einen Teil von besonders guten Fischen aus dem Fang der letzten Nacht in einer Kiepe zurecht gestellt. Der wurde gekehlt und eingelegt. Teilweise hatte Smutje Hermann für die Besatzung mehr als 90 Heringe vorzubereiten; und er wusste von einem Seemann zu berichten, der jeden Morgen zwischen fünfundzwanzig und dreißig dieser Fische verdrückte! (Die Heringe bestanden allerdings nur aus dem Rücken; Kopf, Schwanz und Bauch wurden an die Möwen verfüttert.) Um sechs Uhr wurde Frühstück fertig zubereitet, anschließend galt es die Kombüse zu reinigen. Sehr oft waren die Männer erst mit ihren nächtlichen Arbeiten um 8 Uhr fertig. Der Smutje hatte bald schon das Mittagessen vorzubereiten, das um 12 Uhr gereicht wurde. Nach besonders guten Fangnächten half er zwischenzeitlich der Mannschaft beim Kehlen der Fische, eine freiwillige Arbeit, wie er oft betonte –er fühlte sich moralisch dazu verpflichtet, weil er genau wie alle anderen an der Fangprämie beteiligt war und weil ihm die übermüdeten Männer leid taten. Eintopf gab es einmal die Woche und manches Mal abends, damit man die Rationierung der übrigen Lebensmittel leichter durchführen konnte. Besonders an Wurst musste gespart werden, damit die Vorräte 4 Wochen lang hielten. Donnerstag war „Seemanns-Sonntag“, dann gab es ein richtig gutes Essen.
Wenn bei extrem schlechter Witterung ein Hafen angelaufen werden musste, bedeutet das für den Smutje die Chance zum Einkauf von Sonderrationen. So etwa der Landgang in Frankreich, wo kräftige Portionen Pferdefleisch günstig eingekauft wurden.
Bis Mitternacht zog sich der Arbeitstag. Er endete mit der Tee-Ausgabe an die sich zum Einholen der Netze vorbereitende Bordmannschaft. Aber wenn man ihn so erzählen hört, dann hat man den Eindruck, als habe ihm diese Tätigkeit durchaus gefallen – zumal offensichtlich auch meist das Geld gestimmt hat.
Arbeit an BordMan kannte vor allem zwei Methoden: das Fleet- und das Schleppfischen. Segelloggerfahrt von 1925Damals befuhr der Vater von Herrmann als Schiffsjungen diesen Segellogger. Hier kam für die Seeleute die zusätzlich Schwierigkeit hinzu, auf entsprechende Winde angewiesen zu sein, denn Zusatzmotore kannte man nicht auf den kleinen Schiffen. Die Fahrt fand unter der Leitung von Kapitän Nawold aus Ovenstädt statt.
Bein Fleetfischen waren die Netze im Bugbereichs links und rechts in Bordkammern untergebracht. Mit Hilfe dicker Trossen wurden sie seitlich über große Rollen zu Wasser gebracht. Beim Aussetzen der NetzeMittels dieses Trosse wurden die Netze ausgesetzt.
In Unterschiedlichen Höhen schwebten die Netze vor und seitlich des Loggers und nahmen die Fischschwärme auf. Beim Schleppfischen standen die Netze hinter dem Schiff und nahmen ihre Fracht durch das ziehende Schiff auf. Logger beim SchleppenDie BV 102, Standort Bremen Vegesack. Es handelt sich um einen Schlepplogger und Fleet-Leger. Durch die Netzlast lag der Bug deutlich tiefer. Nachts hat er hinter der Fleet gelegen und am Tage geschleppt. Sie verfügten über ca. 150 Netzte à 30 Meter Länge
Mit Hilfe von Winden – auf der „Wachtel“ handelte es sich noch um Dampfwinden – wurden die Netze über die Rollen wieder an Bord geholt. Dazu bedurfte es der lenkenden Hand von Menschen. Nachts rechtzeitig vor Mitternacht hieß es für Männer eines Schlepploggers aufstehen, die Netze mussten eingeholt werden. Rasch nahm man noch eine vom Smutje zubereitete Tasse Tee und dann ging es los. 4,5 Kilometer Netz waren einzuholen und durch Schlagen vom Fisch zu befreien. Beim Fangeinholen 1925Die Fische werden zunächst in den Grippen gesammelt.
Die Fische fielen in sogenannte „Krippen“, die, nachdem sie gefüllt waren, in den Schiffsrumpf entleert wurden. Dieser Vorgang wiederholte sich bis das letzte Netz eingeholt war. Waren die Netze drin mussten die Fische versorgt werden. Der „Wantenheber“, ein besonders kräftiger Heringsfänger, holte mit einer Art von 25 Kilo fassenden Kescher die Fracht aus dem Fischbauch und füllte damit die Körbe der Männer. Wantennehmer
Mit Hilfe kleiner Messers hat eine Mannschaft in einer Schicht Fische für 17-18 Heringsfässer (genannt „Kattjes“) geschlachtet („gekehlt“). Deckarbeiten 1Mannschaft beim Kehlen der Fische
Der ausgeschlachtete Fisch wurde gesalzen – meist eine Arbeit für den Steuermann, da es ein gewissen Geschicks bedurfte – und in die Fässer gelegt. Die Lagerung musste sorgfältig geschehen, da der erzielte Marktpreis pro Fass natürlich auch von seinem Gewicht bestimmt wurde. Deckarbeiten 2Unter Anleitung des Kapitäns erfolgte die Kontrolle der Heringsfässer und dann wird der Fisch fachgerecht eingelagert und gesalzen. Der Schiffsjunge (rechts) kam aus Ovenstädt. Anschließend musste noch das Deck gesäubert werden. Oft war es acht Uhr am Morgen, bevor die Mannschaft zum Frühstücken kam.
So vergingen Tage und Wochen. Anders als die Holländer haben die deutschen Heringsfänger von Montags bis Sonntags ohne einen einzigen Ruhetag gefischt. Viel hing von der Qualität des gefangenen Fisches ab. Am liebsten sah man starke Heringe. Sehr unbeliebt waren die sogenannten „Kanalböcke“ im Ärmelkanal vorkommend, eine Mischung von Makrele und Hering; als Speisefisch unbrauchbar, allenfalls für Fischmehl geeignet und deshalb von geringem Ertragswert für die am Fang beteiligten Heringsfänger. Wenn dann endlich alle „Kattjes“ voll waren wurden mit einem weiteren Fang die Krippen gefüllt, auch sie der Haltbarkeit wegen gesalzen. Das Salzen musste gekonnt sein, denn ein zu viel an Salz löste die Fischhaut ab, was Preisabschläge bedeutete. Ein zu wenig führte dazu, dass der Fisch zu verderben drohte. Die abdeckenden Planen mussten immer feucht gehalten werden - und denn ab in den Heimathafen. Manchmal wurden die Fänge auch auf See übergeben: andere Schiffe kamen raus und übernahmen die Ladung. Hermann erinnert sich an seine beste Fangperiode mit 307 „Lasten“: jede Last betrug 17 Katjes, also insgesamt 5.219 Fässer Hering. Die Arbeit war schwer an, die Freizeit gering, was sollte man auch bei einem solchen Zuhause wirklich unternehmen. Feierabend an DeckDabei wurde auch ein „Klarer“ eingeschenkt.
Zusätzlich wurden die Heringsfänger mindestens einmal mit der Seenotübung „Beiboot setzen“ belastet, wo der Ernstfall des Untergangs des Schiffes geprobt werden musste. Bootsmanöver mit BeibootEin Beiboot wird gewassert. In diesen Rettungsbooten haben die Seeleute früher ihr Pökelfleisch unter den Planen gelagert.
Viele Unfälle geschahen. Medizinische Versorgung gab es nur durch die Versorgungsschiffe. Gemeinsam teilten sich deutsche und holländische Hilfsdienste ihre Arbeiten. So wusste Herrmann zu berichten, dass ein Seemann mit der Hand unter die Rolle der Netzausbringung gekommen war und sich vier Finger abgeklemmt hatte. Ein Seemann wurde durch die Trosse, die das Einziehen der Netze erleichterte, in der Mitte des Rumpfes glatt durchgeschnitten. Manches Mal half auch der Alkohol oder die stürmische See, dass Männer über Bord gingen und nicht immer gerettet werden konnten. Aber der Verdienst war gut, besser als in der Heimat und so nahmen die Männer die Strapazen auf sich.
Dennoch muss man immer dabei bedenken, dass die hier aufgezeichneten Eindrücke aus dem Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre entstanden sind. Die Bedingungen für die Männer zur Jahrhundertwende und vor den Kriegen waren noch viel härter. Es waren schon ganze Burschen nötig und so nimmt es kaum Wunder, dass der deutsche Kaiser ausdrücklich darauf bedacht war, seine neu aufzubauende Flotte in den Mannschaftsgraden überwiegend aus den Reihen dieser deutschen Heringsfänger aufzubauen....
Lebensbedingungen an BordAuf der „Wachtel“ gab es 19 Mann Besatzung, auf der später befahrenen „Bielefeld“ fuhr man mit 23 Mann. Überall waren die gleichen Bedingungen: am Heck schliefen der Maschinist, sein Vertreter, der Steuermann, der Koch und der Schiffjunge, sowie in einem anderen Raum der Kapitän. Am Bug im Schiffsbauch lagerten die übrigen 13 bzw. 17 Mann in einer Butze mit klitzekleinen Einzelkojen, wo man sich nur unter akrobatischen Übungen auf die andere Seite legen konnte. Man kann sich denken, dass in einem so kleinen Raum jeder ausgezogene Gummistiefel ein besonderes Dufterlebnis war, feuchtes Wetter die Kleidung ihre ganze Geruchsvielfalt entwickeln ließ. Der Waschraum lag im hinteren Teil des Schiffes, ein langer Weg nach intensivem Arbeiten in der Nacht und bei rauem Wetter...
Nach jedem Fangabschnitt wurde von der Reederei an die Seeleute ein Abschlag gezahlt, das Busunternehmen wurde bestellt und fuhr die Männer zu ihren Familien und Heimatorten. Das war auch dringend nötig. Die Wäsche musste gewechselt werden. Die hygienischen Bedingungen an Bord waren wahrlich nicht optimal: Süßwasser war ein wertvolles, gebunkertes Element. Der tägliche Umgang mit Fisch trug auch nicht gerade zur Geruchsverbesserung bei. Drei Tage nach Ankunft im Hafen wurde wieder ausgefahren. So ging das hin zwischen April und Oktober, manches Jahr bis in den Dezember hinein. Verpflegung und Logis war an Bord frei (die Verpflegung kostete 1958 pro Mann 2,30 DM/Tag). Heringsfänger verdienten gutes Geld, man konnte durchaus in einer Fangzeit auf 1500 DM kommen, viel Geld für die damalige Zeit (1958). Als zusätzliche Bezahlung gab es ein bestimmtes Deputat an Fisch für jeden Mann. War allerdings die Fangmenge erreicht, ging es auch zu finanziellen Lasten der Heringsfänger.
Die Endphase des HeringsfangesAls der Fangertrag anfangs der sechziger Jahre immer schlechter wurde, wichen die Logger auf weiter entfernte Gegenden aus, wie etwa die Küsten Nordamerikas. Die Ursache war klar: Holländer, Deutsche, überhaupt alle Anrainerstaaten und vor allem die Sowjetunion mit ihren großen, technisch perfektionierten Fischfabriken hatten die Bestände der Nordsee völlig überfischt. Am Abend sah es an der Doggerbank und anderswo teilweise so aus, als ob in einer Großstadt die Lichter angingen - so viele Fangschiffe waren unterwegs. Richtiger Raubbau! Die Ertragszahlen wurden geringer und damit auch die erfolgsgebundenen Fangprämien. Die weiten Fahrten hat der inzwischen Verheiratete nicht mehr mitgemacht: die letzte Fahrt für Hermann Kaiser fand im Jahre 1962 statt.
Heute sind es vielleicht nicht mehr so viele Schiffe
wie damals, aber die Fertigungstechnik der Schiffe, die Speicherkapazitäten
und vor allem die Fangtechnik (Echolot!) ist erheblich besser geworden, dass
allen Ernstes mit einem endgültigen Absterben dieses Berufszweiges in unseren
Bereichen gerechnet werden muss. Menschen lernen halt nie aus Erfahrungen.
Krise und Ende der regionalen Heringsfängerei
Schlagzeilen der Presse Fischlogger vermisst (1956) Cuxhavener Fischdampfer klärte Schiffkatastrophe auf (1956) „Harburg“ sank innerhalb 60 Sekunden.(1957)
Heringsfänger-Nachwuchs ist ein ernstes Problem (1955) Heringsfischerei sucht Nachwuchs (1956) Einschulung der Heringsfänger 4.7.1957 - In Stolzenau nur noch zwei Klassen - Ernste
Nachwuchssorgen (Die Harke 6. 01. 1957)
Die Harke
Was ist mit dem Hering los? – Fischer hoffen auf bessere Fänge (1957) Fische sollen eingebürgert werden – Staatsgrenzen auf den Meeren werden verschoben (1958) Die Harke 1957 Nostalgie: 1962Die Harke
Die letzten HeldenDie Harke von 1964
Wird
fortgesetzt....
Literaturverzeichnis
Örtliche Chroniken
Borstel: Geschichte des Kirchspiels Borstel, Hrsg. Heimatverein Borstel 1990 Leese: 800 Jahre Gemeinde Leese 1983, Gemeinde Leese (Hrsg.), Schriftleitung Heinrich Munk, 1983 Voigtei: F. Bomhoff, Voigtei eine Streusiedlung am Rande der Moore in Steyerberger Chroniken 1989
Bislang noch
nicht berücksichtigt wurde die Arbeit des Heringsfänger-Museum in Heimsen, es
wird nachgeholt! Überregionale BeschreibungenHeinrich Gade, Historisch-geographisch-statistische Beschreibung der Grafschaften Hoya und Diepholz, 2 Bände, Nienburg 1901.
Zeitungen und Regionalschriften
Die Harke, Tageszeitung im Landkreis Nienburg, Verlagshaus Nienburg/Weser. |
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Raddestorf |
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