Schulgeschichte

Zusammenstellung

kirchner-raddestorf

Beginn: 11/02

 

 

Die Schulen waren Zentren der Bildung und Kultur auf dem Lande, der Lehrer der geachtete, gefürchtete und zugleich heimlich verwünschte Vermittler staatlichen Wollens, das nicht immer in Übereinstimmung mit landwirtschaftlicher Tätigkeit zu bringen war.   Es soll hier nicht um Chroniken und Erinnerungen an Schuljahrgängen sondern um Bildungspolitik in unserem ländlichen Raum gehen. Mal sehen, was die vorhandenen Chroniken hierzu hergeben.

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

Vorbemerkung. 2

Bildungsgeschichte im ländlichen Bereich. 2

Zur Geschichte des Schulwesens 2

Vorreformatorische Zeit 2

Schulszene im 13. Jh. 2

Schule und Reformation. 3

Gymnasiallehrer und Dorfschullehrer 3

Lehrerseminare. 4

Höhere Schulen, Mittelschulen und Volksschulen. 4

Unterricht im nationalsozialistischen Staat 4

Neuausrichtung nach 1945. 4

Literaturverzeichnis. 4

Örtliche Chroniken. 4

Überregionale Beschreibungen. 4

 

 

 

Vorbemerkung

 

 

Dieses Kapitel steht im Moment noch nicht im Zentrum meiner Arbeit. Einzelne Beobachtungen werden schon abgelegt, eine Systematik erfolgt später.

 

 

 

 

Bildungsgeschichte im ländlichen Bereich

 

 

Bildung und Ausbildung war im Mittelalter ausschließlich eine Sache für den ersten und zweiten Stand, erst später kommt das Großbürgertum hinzu.

Ausbildung des gemeinen Volkes erfolgte erst im 18 Jh. seit den ersten Bemühungen des hochgebildeten und weitsichtigen preußischen Königs Friedrichs II, zu Recht „der Große“ genannt, der bezeichnenderweise anfänglich seine in den Ruhestand versetzte Unteroffizierschargen für die „Volksbildung“ einsetzte. In dieser Tradition hat sich über sehr lange Zeit ein Lehrertyp erhalten, der auf Strenge und Disziplin allergrößten Wert legte.

Zur Geschichte des Schulwesens

nach H. E. Hansen in: Seedorf pp. (Hrsg.), Landeskunde NIEDERSACHSEN. 1996.

Vorreformatorische Zeit

Das Bildungswesen entwickelte sich in Niedersachen, wie überall in Deutschland, zunächst im Bereich der Kirchen. Die verhältnismäßig wenigen Latein-Schulen waren Dom oder Klosterschulen, so u.a. die Domschulen in Hildesheim, Osnabrück und Verden oder verschiedene Klosterschulen wie etwa Einbeck,  Hameln, Lüneburg, Stade und andere, die vornehmlich den lateinisch sprechenden klerikalen Nachwuchs heranzogen. Im frühen Mittelalter konnten selbst die Kaufleute nicht lesen und schreiben. Deshalb mussten sie ihre Waren über Land begleiten.....

Erst zur Wende zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert kamen, zumeist auf Veranlassung der Kaufmannschaft, in den größeren Städten deutsche Schreib- und Leseschulen auf, die zumeist Ratsschulen hießen. Sie waren aber nicht für alle Heranwachsenden zugänglich. In ihnen war die Macht der Kirche nicht so ausgeprägt, und neben dem Latein und Religionsunterricht erfolgte eine Unterweisung in Lesen, Schreiben und Rechnen.

Der überwiegende Teil der Kinder - und das galt in erster Linie für die Landbevölkerung – bekam keinerlei Unterricht.

Schulszene im 13. Jh.

Auch im Mittelalter spielte die „disciplina“ eine gewichtige Rolle, wie das Bild zeigt: "Volo studere pie magister".

Aus einem Codex des Stifts Rein, 13. Jahrhundert, heute ÖNB, Cod. 2499

 

Schule und Reformation

Für das Schulwesen des niedersächsischen Raumes bedeutete die Reformation des 16. Jahrhunderts einen wichtigen Einschnitt und zugleich den eigentlichen Beginn der Neuzeit; denn Luther setzte sich mit seiner Schrift "An die Ratsherren aller Städte deutschen Landes, dass sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen" (1524) und mit seiner "Predigt, dass man Kinder zur Schule halten solle" (1530) nachdrücklich für die Einführung von Schulen ein. Melanchthon kümmerte sich vorrangig um die Lateinschulen, also um das höhere Bildungswesen, während Bugenhagen, der die Bibel in das damals in Norddeutschland gesprochene Niederdeutsch übersetzte, sich besonders des niederen Schulwesens annahm. Er verfasste schon 1528 für die Stadt Braunschweig eine protestantisch geprägte Kirchenordnung mit einer Schulordnung, in der bereits Grundgedanken enthalten waren, die das Schulleben des ganzen niedersächsischen Raumes bis ins 19. Jahrhundert weitgehend bestimmt haben...

Im 16. Jahrhundert, als es im heutigen Niedersachsen 21 selbständige Territorien gab, ging es der evangelischen Kirche in erster Linie darum, gehorsame Mitglieder in der Lehre des Christentums zu erziehen, und zwar in der humanistischen, meist schon vor der Reformation existierenden kirchlichen oder städtischen Lateinschule für die Kinder der Bürger, begüterter Bauern und Gelehrter, wahrend es für die Heranwachsenden der unteren, bislang ungebildeten Schichten in den Städten und jetzt auch in den Kirchdörfern genügte, dass sie zu frommen Christen, denen auch die Anfangsgründe des Lesens und Schreibens beigebracht wurden, erzogen wurden, wobei für das Rechnen jedoch meistens bis in das 19. Jahrhundert hinein von den Eltern ein höheres Schulgeld bezahlt werden musste...

In den ungegliederten Landschulen war meistens nur ein einziger Lehrer vorhanden, der der Landbevölkerung durchweg vom Landesherren und der Geistlichkeit aufgezwungen wurde, so dass es dort allgemein an der erforderlichen Akzeptanz fehlte. Das Analphabetentum verschwand hier erst im 19. Jahrhundert. In den Verkoppelungsurkunden (um 1850) wird ersichtlich, dass mancher der beteiligten Landwirte nicht einmal seinen Namen schreiben konnte...

Gymnasiallehrer und Dorfschullehrer

In den größeren Städten gab es Gelehrtenschulen, aus denen nach preußischem Vorbild nach 1830 die neuhumanistischen Gymnasien hervorgingen Sie standen nur den Jungen privilegierter Stande, also von Offizieren, Geistlichen, Beamten und dergleichen, offen. Die in ihnen unterrichtende Gymnasiallehrerschaft rechnete man dank ihrer universitären Vorbildung bis weit ins 20. Jahrhundert zum privilegierten höheren Staatsbürgertum. Vielfach waren es bis ins 19. Jahrhundert Kandidaten der Theologie, die bis zum Antritt ihrer ersten Pfarrstelle den Schuldienst im höheren Bildungswesen als Zwischenstation auf ihrem beruflichen Werdegang wahrnahmen.

Um die deutschen Schulen für das niedere Volk war es hingegen in der Regel recht kümmerlich bestellt, auf dem Lande noch mehr als in den Städten . Die Absicht der Bildungsvermittlung und die Wirklichkeit klafften hier durchweg weit auseinander, was sich z. B. über viele Jahrzehnte in den Visitationsprotokollen der die Schulaufsicht ausübenden Geistlichen widerspiegelt. Sie wissen von recht unregelmäßigem Schulbesuch der schulpflichtigen Kinder, von völlig unzureichenden Schulräumen und von der beklagenswerten Lage mancher "armen Dorfschulmeisterlein" zu berichten.

Von einer professionellen Ausbildung der Elementarschullehrer konnte in den Städten  und vor allem auf dem Lande lange nicht die Rede sein. Die in den einklassigen Dorfschulen für einen kargen Lohn angeheuerte und von den Ortsgeistlichen in Katechismuskenntnissen examinierte "Subjekte" tätig, die ihr Wissen durchweg autodidaktisch erworben hatten. Als notleidende Hungerleider war ihr Einkommen meistens äußerst gering; so gab es z.B. 1844 in der Landdrostei Stade immerhin noch einige, die sich für das Abhalten der sog. Winterschule zwischen Michaelis und Ostern mit weniger als 10 Reichstalern und dem Reihumessen ("Reihetisch") bei den Eltern der Schulkinder begnügen mussten.

Für die Inhaber der wesentlich besser dotierten Lehrerstellen in den Städten und an den sog. Hauptschulen der Kirchorte, wo das Amt meistens mit dem des Organisten und Küsters verbunden war, wurde erst nach der napoleonischen Zeit die Berufsausbildung vorgeschrieben. Bis dahin hatten sich häufig Handwerker, vorwiegend Schneider, aber auch Knechte, Krüppel, Kriegsveteranen und ähnliche "Individuen", mit dem Schulehalten, oft nur im Nebenamt abgegeben, oder die Schulinteressenten "mieteten" wohl auch für einen wohlfeilen Preis einigermaßen fähige junge Leute, die nach ihrer Konfirmation erst bei älteren Schulmeistern in den Kirchdörfern in die Lehre gegangen waren.

Lehrerseminare

Es ist überhaupt bezeichnend, dass die Volksschullehrerseminare erst wahrend der Aufklarung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufgrund von Privatinitiativen gegründet worden sind, nämlich 1751 in Hannover und 1789 in Stade. Immerhin kamen zwischen 1802 und 1855 im Kurfürstentum/Königreich Hannover noch sechs hinzu, in denen nun von Staats wegen zukünftige Hauptschullehrer drei Jahre und die Nebenschullehrer ein halbes Jahr lang unterwiesen wurden. Erst in der preußischen Zeit nach 1866 wurden bei schnell ansteigenden Bevölkerungszahlen und fortschreitender Industrialisierung zwischen 1874 und 1909 in der Provinz Hannover noch weitere sieben Lehrerseminare gegründet, nachdem die Ausbildungszeit auch auf drei Jahre vereinheitlicht worden war. Als ein Segen wurde es im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts von der Volksschullehrerschaft empfunden, dass das leidige Schulgeld der Eltern wegfiel und die Lehrer und neuerdings auch einige Lehrerinnen an öffentlichen Volksschulen als Staatsbeamte ihr Diensteinkommen bezogen. Doch blieben die Klassenfrequenzen weiterhin recht hoch; erst bei mehr als 80 Schulkindern durfte die Klasse geteilt werden.

Höhere Schulen, Mittelschulen und Volksschulen

Noch an der Wende zum 20. Jahrhundert beendeten 95% der Kinder die Schulpflicht nach acht Schuljahren mit dem 14. Lebensjahr. Doch kannte man seit 1870 kein Analphabetentum mehr...

Die in der Regel dem Besitz und Bildungsbürgertum vorbehaltenen höheren Schulen wurden 1900 von knapp 4% der jungen Menschen besucht, und zwar in nach Geschlechtern getrennten Anstalten...

Während der Zeit der Weimarer Republik konnten einige ...Reformen durchgesetzt werden. Zu nennen ist in erster Linie als Kern eines Einheitsschulkonzepts die jetzt für alle Kinder obligatorische vierjährige Grundschule. Anschließend konnte dann für weitere vier Jahre die Volksschule oder die Mittelschule für sechs Jahre oder das Gymnasium für neun Jahre besucht werden. Für den Besuch der Mittelschule und des Gymnasiums musste jedoch Schulgeld bezahlt werden. Das konnten vergleichsweise nur wenige Eltern aufbringen. Außerdem unterschied sich die Bezahlung der Grundschul-, Volksschul-, Mittelschul- und Gymnasiallehrer deutlich voneinander. Nunmehr wurde endlich bei den Volks und Mittelschulen auch in den Dorfern und Kleinstädten  an die Stelle der bisherigen nebenamtlichen geistlichen Schulinspektion die hauptamtliche, von pädagogischen Fachleuten ausgeübte Schulaufsicht eingeführt...

Die bisherige seminaristische Volksschullehrerausbildung wurde in der Mitte der zwanziger Jahre von einer akademischen abgelöst...

Unterricht im nationalsozialistischen Staat

Schon bald nach der nationalsozialistischen "Machtergreifung" ...(fand eine) "Ausrichtung der Erzieher auf ein einheitliches politisches weltanschauliches Ziel" statt... Im Kriege, um 1940, gab es keine Schulart mehr, die nicht im Sinne der nationalsozialistischen Direktiven von Grund auf neu ausgerichtet war...

Das ländliche Schulwesen wurde von diesen Veränderungen aber allenfalls in ideologischer Hinsicht beeinflusst. Der traditionelle Unterricht in jahrgangsübergreifenden Klassen, etwa 1-4 und 5-8 blieb erhalten.

Neuausrichtung nach 1945

Noch lange nach dem Kriege erhielt sich organisatorisch in unserem Raum das traditionelle Volksschulsystem.

Erst mit der Gebietsreform wurden die dörflichen Volksschulen geschlossen und durch ein zentriertes System in Bildungsschwerpunkten abgelöst(dieser Vorgang wird unten noch zu dokumentieren sein).

 

 

Wird fortgesetzt....

 

 

 

 

Literaturverzeichnis

 

 

Örtliche Chroniken

 

Borstel: Geschichte des Kirchspiels Borstel, Hrsg. Heimatverein Borstel 1990

Leese: 800 Jahre Gemeinde Leese 1983, Gemeinde Leese (Hrsg.), Schriftleitung Heinrich Munk, 1983

Voigtei: F. Bomhoff, Voigtei eine Streusiedlung am Rande der Moore in Steyerberger Chroniken 1989

 

 

Überregionale Beschreibungen

Gade, Heinrich Historisch-geographisch-statistische Beschreibung der Grafschaften Hoya und Diepholz, 2 Bände, Nienburg 1901.

 

Seedorf, Hans Heinrich und Meyer, Hans-Heinrich (Hrsg.). Landeskunde NIEDERSACHSEN. Natur und Kulturgeschichte eines Bundeslandes. Band II: Niedersachsen als Wirtschafts- und Kulturraum. 1996. Wachholtz-Verlag Neumünster.

 

 

Wird fortgesetzt...

 

 

 

 

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   Raddestorf
17-01-03