Treibjagd Tradierungen

Zusammenstellung

kirchner-raddestorf

Beginn: 08/02

 

Unter diesem Stichwort wollen wir begründen und demonstrieren, warum diese Art des Jagens für die Erhaltung eines gesunden,  vielfältigen und naturgemäßen Wildbestandes von allergrößter Bedeutung ist, wie das Zusammenleben zwischen Jägern und Jagdgenossen in Huddestorf funktioniert. Das erste Kapitel soll sich mit der Geschichte, den Traditionen und der Bedeutung der großen Gesellschaftsjagden auseinandersetzen.

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

Vorbemerkungen  2

Zur Geschichte der Großen Gesellschaftsjagden  2

Gründe für die Großen Gesellschaftsjagd  2

Traditionen und festgelegte Ritualien  2

Formen der Treiben  2

„Strecke legen“ 3

„Schüsseltreiben“ 3

Zum Jäger schlagen  3

Vorbereitungen und Beginn der Treibjagden  3

Kontrolle und Umlage 4

Erstes Sammeln der Jäger 4

... und Treiber 4

Begrüßung 5

Die Ansprache 5

Aufsitzen 5

Aufgesessen 5

Jagdleiter „Pepi“ im eigenen Transportmittel 6

 

 

 

 

Vorbemerkungen

 

 

Unter den nachstehenden Überschriften soll in nächster Zeit Die Funktion und der Ablauf der wichtigsten und am meisten traditionsgeprägten Jagdart gehandelt werden, eine Darstellung, die in die Beschreibung unserer einmal im Jahr – am ersten Samstag im Dezember – stattfindenden großen Treibjagd einmünden soll.

Bei den Vorüberlegungen und Skizzen fiel mir auf, dass jede Jagdgemeinschaft eine eigentümliche und in seinen Varianten typische Handschrift hat – sicherlich auch geprägt durch die jährliche Wiederholung, die in unserem Falle auf eine über 40 Jahre gehende Tradition zurückgreift.

Das war nur möglich weil es ein ausgezeichnetes und persönlich geprägtes enges Verhältnis zwischen Jägern, Jagdgenossen und Grundbesitzern gegeben hat das dauerhaft bewusst gepflegt wurde und wird.

Dies also die eine Seite der Besonderheit in Huddestorf. Eine andere ist die Tatsache, dass wir über Jahre eine künstlerisch begabte und für einen Chronisten äußerst hilfreiche Persönlichkeit im Kreise unserer Jagdgäste hatten, die mit Talent, die Abläufe photographisch darzustellen wusste und diese uns in Form von  Alben weitergab.

Diese Erinnerungsschmuckstücke habe ich mir in letzter Zeit vorgenommen, Bilder gescannt um sie hier zu präsentieren. Der Name dieses Photographen ist Dr. med. Fenkl, Bielefeld, der als praktizierender Urologe ein mit dem Beruf nicht unmittelbar verbundenes Hobby gefunden hat.

Nahezu alle Bilder, die hier in nächster Zeit mit entsprechendem Text hier einfließen werden, stammen von ihm, und ich danke ihm für diese wunderschöne Dokumentation.

Ich hoffe, ich habe Sie genügend neugierig auf die demnächst erscheinenden Seiten gemacht.

 

 

 

Zur Geschichte der Großen Gesellschaftsjagden

 

 

 

demnächst....

 

 

 

Gründe für die Großen Gesellschaftsjagd

 

 

 

demnächst....

 

 

 

Traditionen und festgelegte Ritualien

 

 

 

Formen der Treiben

 

 

demnächst....

 

 

„Strecke legen“

 

 

demnächst....

 

 

„Schüsseltreiben“

 

 

Unter diesem Begriff versteht der Jäger das Geschehen nach der Jagd. Die jagdlichen Aktivitäten sind abgeschlossen, das gestreckte Wild ist zur Strecke gelegt, der Jagdleiter fasst den Tag noch einmal in einer kurzen Ansprache zusammen und dann wird die „Strecke“ entsprechend nach Gattungen mit Hornsignalen verblasen . Nach dem „Jagd zu Ende“ und dem feierlichen „Hallali“ trennt sich die um Strecke und Feuer versammelte Jagdgesellschaft, um sich einige Zeit später zu gemeinsamen Essen und Zusammensein zu treffen.

 

Dieses Treffen ist integraler Bestandteil des Jagdtages und vorzeitig abreisende Jagdgäste sind ausgesprochen ungern gesehen. Denn auch hier gilt: der Tag klingt aus, in dem das Geschehen noch einmal verarbeitet wird: nach dem gemeinsamen Essen hält der Jagdleiter eine kurze Ansprache und benennt den „Jagdkönig“ zusammen mit seinem „Vize“ – sie leiten den weiteren Abend.

 

Nach den Worten des Dankes an die Jagdherren würdigen sie aus ihrer Sicht den Jagdtag, das Reviergeschehen und das Verhalten der Jagdgesellschaft. Und da es manches Mal bedenkenswertes gegeben hat, wird ein „Jagdgericht“ auf Anraten der Jagdherren gebildet, das Verstöße gegen die Waidgerechtigkeit oder jagdliche Korrektheit in anschließender Sitzung im Ton humorvoll, im Kern aber erzieherisch abhandelt.

Die Strafen sind meist milde, sie kommen der Gesellschaft oder der Wildkasse zu Nutze.

Einen Höhepunkt bildet immer die „Erstlingstaufe“ von Treibern oder Jägern. Zum Nachdenken stelle ich hier einen Text ein, den die Jägerschaft des Landkreises Verden aufgrund eines unerfreulichen Vorganges im Jagdjahr 2002/2003 verfasst hat. Da die Textvorlage in allen Hegerings-Veranstaltungen dieses Jahres verlesen wurde, gehe ich davon aus, dass die Verfasser ihre Stellungnahme gerne einem größeren Publikum zugänglich machen wollen.

 

Zum Jäger schlagen

 

Aus der Jägerei des 18. Jahrhunderts kennen wir das Wehrhaftmachen des Jägerburschen, also der Berufsjäger, nach Abschluss der dreijährigen Lehrzeit.

In feierlichem Rahmen und im Beisein von Freunden und Nachbarn verabschiedete der Lehrherr den Jägerburschen mit einer würdigen Rede auf den jägerischen Lebensweg und überreichte ihm den Hirschfänger, nachdem er zuvor sprach: „Dies leidest du jetzt von mir, und hinfort nicht mehr, weder von mir noch von einem anderen!“ Der Jägerbursche steckte den Hirschfänger zu sich und bedankte sich in wohlgesetzter Rede. Die Anwesenden wünschten ihm Waidmannsheil und erkannten ihn als Kameraden an. Bei dem folgenden Festschmaus wurde zuerst auf die Gesundheit des jungen Jäers getrunken.

Später entstand der Brauch, die jungen Jäger nach bestandener Prüfung zum Jäger zu schlagen und sie damit in die Jägerei aufzunehmen. In völliger Unkenntnis ist dabei offenbar die alte Sitte des „Pfundegebens“ mit eingeflossen. Das sind mehr oder weniger kräftige Schläge mit dem Hirschfänger oder Waidblatt auf das Gesäß des Betroffenen.

Das allerdings wurde bei höfischen Jagden als Strafe für jagdliches Fehlverhalten verhängt und vollzogen. Es war und ist also in keiner Weise eine ehrende Behandlung!

Aus der Vermengung dieser Bräuche sind mancherorts leider Missstände und Geschmacklosigkeiten entstanden, die bisweilen an der persönlichen Zuverlässigkeit der Betroffenen ernste Zweifel aufkommen lassen. Derartig unwürdige Prozeduren darf es nicht mehr geben! ...

Dem Jungjäger – gleich welchen Alters – soll nach bestandener staatlicher Prüfung seine Verabschiedung auf den jägerischen Lebensweg in eindruckvoller Erinnerung bleiben. (Jede weitere Prüfung vor dem „Jägerschlag“ ist unsinnig und führt zu Missbräuchen). ...

 

Eine der vielfältigen Möglichkeiten (....) mag so aussehen:

Der Ehrende lässt den Jungjäger vortreten. Nach kurzer Ansprache schlägt er ihm sanft mit dem Hirschfänger oder dem Waidblatt auf die rechte Schulter mit folgenden Worten:

 

- der erste Schlag soll Dich zum Jäger weihen,

- der zweite Schlag soll Dir die Kraft verleihen zu üben stets das Rechte,

- der dritte Schlag soll Dich verpflichten nie auf die Jägerehre zu verzichten.

 

Anschließend kommen alle auf die Läufe und trinken auf das Wohl des Jungjägers .... Danach darf es gerne fröhlich zugehen.

 

Ich persönlich finde diesen Vorschlag sehr akzeptabel, wobei ich allerdings nicht damit einverstanden bin, dass auf eine kleine humorige und lehrreiche Prüfung verzichtet werden soll, schließlich hat die Jagdgesellschaft, die ihn zum Jungjäger ernennt, ein Recht darauf über diese Prüfung den „Neuen in der Gemeinschaft“ zu beschnuppern und ihm durch den „Jägerschlag“ zu signalisieren, dass er in die Gemeinschaft aufgenommen ist.

 

Selbstverständlich ist bei diesem Vorgang auf die persönliche Würde zu achten – egal ob man zum Jungtreiber oder Jungjäger geschlagen wird.

 

 

 

Vorbereitungen und Beginn der Treibjagden

 

 

 

Die nun folgende Teile wollen spezieller auf die eignen jagdlichen Sonderheiten eingehen, die Ablaufe, Praktiken und Ritualien dokumentieren.

 

Vorab einige Erläuterungen zur Beschreibung unseres Reviers:

im äußersten Westzipfel Niedersachsens, nahe dem Weserstädtchen Minden und nicht weit von Osnabrück gelegen, wird die Landschaft geprägt von Heide, Geest, Moor und Börde.

Huddestorf liegt im Südkreis des Landkreises Nienburg/Weser, dicht an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Die Menschen hier sind weitgehend durch ihre landwirtschaftliche Tätigkeit geprägt, obwohl nur noch wenige die Hoffnung auf eine gute Zukunft ihrer Höfe haben.

 

Jagdlich ist Huddestorf/Dierstorf ein reines Niederwildrevier mit mittelgroßen und daher abwechslungsreichen Feldern, Gräben, einem großen Kiesbaggersee und kleineren Gehölzen. Die einzelnen Höfe liegen in Huddestorf verstreut in der Nähe ihrer Felder, während die Häuser in Dierstorf mehr aneinandergeschmiegt sind.

Der Rehwildbestand ist gut, die Hasen sind dabei sich stetig in ihrer Zahl zu steigern (wenn es auch noch lange dauern wird, bis bei den großen Jagden wie in den 60er und 70er Jahren weit über fünfzig Langohren zur Strecke kommen). Kaninchenpopulationen steigen von Zeit zu Zeit an, um dann wieder unter der Myxomatose zusammenzubrechen. Der Fasanenbestand nimmt dank der revierübergreifenden Zusammenarbeit eine gute Entwicklung, während das Rebhuhn schon seit über zehn Jahren bei uns nicht mehr bejagt wurde, obwohl mehrere Ketten immer wieder bestätigt werden. Intensive Raubwild- und Raubzeugbejagung schaffen ein wenig Luft, damit dieses wunderschöne Steppenhuhn erhalten bleibt.

Neuerdings sind einige Kolkrabenpaare heimisch geworden und erfreuen durch ihre urigen Geräusche. Traditionelle Gänse und Enten kommen vor, neuerdings macht sich aber in unserem Raum eine ganz neue Gans sehr aggressiv breit: die Nilgans. Mindestens vier Paare horsten wieder in den Bäumen verschiedener Revierteile.

Ringel- Türken- und Turteltauben fühlen sich in den kleinen Baum- und Buschbeständen wohl.

Schwarzwild haben wir (noch) nicht, selten verirrt sich ein Damschaufler in unseren Jagdbereich.

 

Eine Bundesstraße quert das Revier und führt zu einer ganzen Reihe von Wildunfällen, wobei es meines Wissens bislang für die Menschen Gott sei Dank glimpflich abging. Wollen wir hoffen, dass das so bleibt.

 

Photomontage Dr. Fenkl 1999

 

Einmal im Jahr meist am ersten Samstag im Dezember findet eine große Niederwild-Treibjagd statt. Sie ist in einem Revier von 1200 Hektar nötig, um einen Bereich in größerer Zahl gemeinsam intensiv zu bejagen für eine Erneuerung der Besätze. Etwa 20 bis 30 Jäger, verdichtend „Flinten“ genannt werden geladen, hinzu kommen viele jagdinteressierte Landwirte und Einwohner aus Huddestorf und Dierstorf – meist sind es die gleichen , vertrauten Gesichter...

 

 

Wochen vor der großen Gesellschaftsjagd werden die persönlichen Gäste der Jagdherren eingeladen, die zu bejagenden Flächen ausgesucht und mit der kleinen Gruppe von Jagd- und Transportwagenfahrern Termine und Abläufe abgestimmt.

Dabei wird genau darauf geachtet, dass jährlich immer ein anderes Drittel des Reviers ausgesucht wird, um eine Überjagung einzelner Teile zu vermeiden.

Natürlich müssen die örtlichen Sonderheiten der praktizierten Vorstehtreiben berücksichtigt werden, um die Schützen- und Treiberreihe in geordneter Weise auf die Vorstehschützen zugehen zu lassen.

Schon Abende vorher werden die Flächen mit starken Lampen bezüglich des Wildbestandes kontrolliert. Dem Wild entsteht durch diese Kontrollfahrten keine weitere Beunruhigungen, da sie durch die nächtlichen Autofahrten des normalen Straßenverkehrs derartige  „Leuchtbelästigungen“ gewohnt sind.

Wetterberichte und Vorhersagen werden studiert, die Organisation der Vorbereitungsmaßnahmen auf die Jagdgemeinschaft verteilt.

 

Endlich ist der Tag des Jagens gekommen: morgens um neun treffen die ersten Autos mit Kennzeichen aus Bielefeld, Nienburg, Minden und Bremen in unserer noch vorhandenen Dorfgastwirtschaft ein, ein fröhliches „Waidmannsheil“ schallt durch die verrauchte Gaststube, die Kaffee-Maschine kommt in Schweiß und die ersten „Bütterken“ werden ausgepackt.

Pünktlich um 9.30h geht es dann nach draußen. Dort stehen schon der Wildwagen der Firma Hotze und das Transportfahrzeug, wie in all den Jahren vorher.

Schnell werden die letzten Ausstattungsteile aus den geparkten Pkws entnommen, die Jagdscheine werden im Auftrag der Jagdherren kontrolliert und die Umlage für den Tag einkassiert.

 

Kontrolle und Umlage

Photo Dr. Fenkl 12/1996

 

Die aus Huddestorf und Dierstorf mitgehenden Treiber sind selbstverständlich unsere Gäste.

 

Dann geht es zum Zentrum.

 

Erstes Sammeln der Jäger

 

Photo Dr. Fenkl 12/1999

 

... und Treiber

 

Photo Dr. Fenkl 12/1994

 

Jedes Jahr findet sich eine mehr oder minder große Zahl an Jagdhornbläsern zusammen, um die Eingangsignale zu intonieren:

 

Begrüßung

 

Photo Dr. Fenkl 12/1992

Anschließend ist der Jagdleiter gefordert.

 

Die Ansprache

 

Photo Dr. Fenkl 12/1996

 

In einer kurzen Ansprache weist er auf das zu bejagende Wild, Versicherungsbestimmungen, Ablauf des Tages und andere wichtigen Dinge zur Durchführung des Treibjagdtages hin. Niemals fehlt dabei der Hinweis, dass beim abendlichen Schüsseltreiben Vergehen gegen die genannten Bestimmungen oder die Waidgerechtigkeit geahndet werden.

Jahrelang hat diese Aufgabe mit viel Humor und Umsicht unser inzwischen leider verstorbene Jagdkollege Günther Pepenmöller übernommen. Seit zwei Jahren bemühe ich mich ihm ein würdiger Nachfolger zu sein.

 

Anschließend heißt es „aufsitzen“, nicht zu komfortabel, aber zuverlässig und regenundurchlässig.

 

Aufsitzen

 

Photo Dr. Fenkl 12/1990

 

Aufgesessen

 

Photo Dr. Fenkl 12/1990

 

Jagdleiter „Pepi“ im eigenen Transportmittel

 

Photo Dr. Fenkl 12/1990

 

 

 

 

Wird fortgesetzt...

 

 

 

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   Raddestorf
22-04-03