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Treibjagd Tradierungen Zusammenstellung kirchner-raddestorf Beginn:
08/02 Unter diesem Stichwort wollen wir begründen und demonstrieren, warum diese Art des Jagens für die Erhaltung eines gesunden, vielfältigen und naturgemäßen Wildbestandes von allergrößter Bedeutung ist, wie das Zusammenleben zwischen Jägern und Jagdgenossen in Huddestorf funktioniert. Das erste Kapitel soll sich mit der Geschichte, den Traditionen und der Bedeutung der großen Gesellschaftsjagden auseinandersetzen.
Inhaltsverzeichnis
Zur Geschichte der Großen
Gesellschaftsjagden Gründe für die Großen Gesellschaftsjagd Traditionen und festgelegte Ritualien Vorbereitungen und Beginn der Treibjagden Jagdleiter „Pepi“ im
eigenen Transportmittel
Vorbemerkungen
Unter
den nachstehenden Überschriften soll in nächster Zeit Die Funktion und der
Ablauf der wichtigsten und am meisten traditionsgeprägten Jagdart gehandelt
werden, eine Darstellung, die in die Beschreibung unserer einmal im Jahr – am
ersten Samstag im Dezember – stattfindenden großen Treibjagd einmünden soll. Bei
den Vorüberlegungen und Skizzen fiel mir auf, dass jede Jagdgemeinschaft eine
eigentümliche und in seinen Varianten typische Handschrift hat – sicherlich
auch geprägt durch die jährliche Wiederholung, die in unserem Falle auf eine
über 40 Jahre gehende Tradition zurückgreift. Das
war nur möglich weil es ein ausgezeichnetes und persönlich geprägtes enges
Verhältnis zwischen Jägern, Jagdgenossen und Grundbesitzern gegeben hat das
dauerhaft bewusst gepflegt wurde und wird. Dies
also die eine Seite der Besonderheit in Huddestorf. Eine andere ist die
Tatsache, dass wir über Jahre eine künstlerisch begabte und für einen
Chronisten äußerst hilfreiche Persönlichkeit im Kreise unserer Jagdgäste
hatten, die mit Talent, die Abläufe photographisch darzustellen wusste und
diese uns in Form von Alben
weitergab. Diese
Erinnerungsschmuckstücke habe ich mir in letzter Zeit vorgenommen, Bilder
gescannt um sie hier zu präsentieren. Der Name dieses Photographen ist Dr.
med. Fenkl, Bielefeld, der als praktizierender Urologe ein mit dem Beruf
nicht unmittelbar verbundenes Hobby gefunden hat. Nahezu
alle Bilder, die hier in nächster Zeit mit entsprechendem Text hier
einfließen werden, stammen von ihm, und ich danke ihm für diese wunderschöne
Dokumentation. Ich
hoffe, ich habe Sie genügend neugierig auf die demnächst erscheinenden Seiten
gemacht.
Zur Geschichte der Großen Gesellschaftsjagden
demnächst....
Gründe für die Großen Gesellschaftsjagd
demnächst....
Traditionen und festgelegte Ritualien
Formen der Treiben
demnächst....
„Strecke legen“
demnächst....
„Schüsseltreiben“
Unter diesem Begriff versteht der Jäger das Geschehen nach der Jagd. Die jagdlichen Aktivitäten sind abgeschlossen, das gestreckte Wild ist zur Strecke gelegt, der Jagdleiter fasst den Tag noch einmal in einer kurzen Ansprache zusammen und dann wird die „Strecke“ entsprechend nach Gattungen mit Hornsignalen verblasen . Nach dem „Jagd zu Ende“ und dem feierlichen „Hallali“ trennt sich die um Strecke und Feuer versammelte Jagdgesellschaft, um sich einige Zeit später zu gemeinsamen Essen und Zusammensein zu treffen.
Dieses Treffen ist integraler Bestandteil des Jagdtages und vorzeitig abreisende Jagdgäste sind ausgesprochen ungern gesehen. Denn auch hier gilt: der Tag klingt aus, in dem das Geschehen noch einmal verarbeitet wird: nach dem gemeinsamen Essen hält der Jagdleiter eine kurze Ansprache und benennt den „Jagdkönig“ zusammen mit seinem „Vize“ – sie leiten den weiteren Abend.
Nach den Worten des Dankes an die Jagdherren würdigen sie aus ihrer Sicht den Jagdtag, das Reviergeschehen und das Verhalten der Jagdgesellschaft. Und da es manches Mal bedenkenswertes gegeben hat, wird ein „Jagdgericht“ auf Anraten der Jagdherren gebildet, das Verstöße gegen die Waidgerechtigkeit oder jagdliche Korrektheit in anschließender Sitzung im Ton humorvoll, im Kern aber erzieherisch abhandelt. Die Strafen sind meist milde, sie kommen der Gesellschaft oder der Wildkasse zu Nutze. Einen Höhepunkt bildet immer die „Erstlingstaufe“ von Treibern oder Jägern. Zum Nachdenken stelle ich hier einen Text ein, den die Jägerschaft des Landkreises Verden aufgrund eines unerfreulichen Vorganges im Jagdjahr 2002/2003 verfasst hat. Da die Textvorlage in allen Hegerings-Veranstaltungen dieses Jahres verlesen wurde, gehe ich davon aus, dass die Verfasser ihre Stellungnahme gerne einem größeren Publikum zugänglich machen wollen.
Zum Jäger schlagen
Aus der Jägerei des 18. Jahrhunderts kennen wir das Wehrhaftmachen des Jägerburschen, also der Berufsjäger, nach Abschluss der dreijährigen Lehrzeit. In feierlichem Rahmen und im Beisein von Freunden und Nachbarn verabschiedete der Lehrherr den Jägerburschen mit einer würdigen Rede auf den jägerischen Lebensweg und überreichte ihm den Hirschfänger, nachdem er zuvor sprach: „Dies leidest du jetzt von mir, und hinfort nicht mehr, weder von mir noch von einem anderen!“ Der Jägerbursche steckte den Hirschfänger zu sich und bedankte sich in wohlgesetzter Rede. Die Anwesenden wünschten ihm Waidmannsheil und erkannten ihn als Kameraden an. Bei dem folgenden Festschmaus wurde zuerst auf die Gesundheit des jungen Jäers getrunken. Später entstand der Brauch, die jungen Jäger nach bestandener Prüfung zum Jäger zu schlagen und sie damit in die Jägerei aufzunehmen. In völliger Unkenntnis ist dabei offenbar die alte Sitte des „Pfundegebens“ mit eingeflossen. Das sind mehr oder weniger kräftige Schläge mit dem Hirschfänger oder Waidblatt auf das Gesäß des Betroffenen. Das allerdings wurde bei höfischen Jagden als Strafe für jagdliches Fehlverhalten verhängt und vollzogen. Es war und ist also in keiner Weise eine ehrende Behandlung! Aus der Vermengung dieser Bräuche sind mancherorts leider Missstände und Geschmacklosigkeiten entstanden, die bisweilen an der persönlichen Zuverlässigkeit der Betroffenen ernste Zweifel aufkommen lassen. Derartig unwürdige Prozeduren darf es nicht mehr geben! ... Dem Jungjäger – gleich welchen Alters – soll nach bestandener staatlicher Prüfung seine Verabschiedung auf den jägerischen Lebensweg in eindruckvoller Erinnerung bleiben. (Jede weitere Prüfung vor dem „Jägerschlag“ ist unsinnig und führt zu Missbräuchen). ...
Eine der vielfältigen Möglichkeiten (....) mag so aussehen: Der Ehrende lässt den Jungjäger vortreten. Nach kurzer Ansprache schlägt er ihm sanft mit dem Hirschfänger oder dem Waidblatt auf die rechte Schulter mit folgenden Worten:
- der erste Schlag soll Dich zum Jäger weihen, - der zweite Schlag soll Dir die Kraft verleihen zu üben
stets das Rechte, - der dritte Schlag soll Dich verpflichten nie auf die
Jägerehre zu verzichten.
Anschließend kommen alle auf die Läufe und trinken auf das Wohl des Jungjägers .... Danach darf es gerne fröhlich zugehen.
Ich persönlich finde diesen Vorschlag sehr akzeptabel, wobei ich allerdings nicht damit einverstanden bin, dass auf eine kleine humorige und lehrreiche Prüfung verzichtet werden soll, schließlich hat die Jagdgesellschaft, die ihn zum Jungjäger ernennt, ein Recht darauf über diese Prüfung den „Neuen in der Gemeinschaft“ zu beschnuppern und ihm durch den „Jägerschlag“ zu signalisieren, dass er in die Gemeinschaft aufgenommen ist.
Selbstverständlich ist bei diesem Vorgang auf die persönliche Würde zu achten – egal ob man zum Jungtreiber oder Jungjäger geschlagen wird.
Vorbereitungen und Beginn der Treibjagden
Die
nun folgende Teile wollen spezieller auf die eignen jagdlichen Sonderheiten
eingehen, die Ablaufe, Praktiken und Ritualien dokumentieren. Vorab
einige Erläuterungen zur Beschreibung unseres Reviers: im
äußersten Westzipfel Niedersachsens, nahe dem Weserstädtchen Minden und nicht
weit von Osnabrück gelegen, wird die Landschaft geprägt von Heide, Geest,
Moor und Börde. Huddestorf
liegt im Südkreis des Landkreises Nienburg/Weser, dicht an der Grenze zu
Nordrhein-Westfalen. Die Menschen hier sind weitgehend durch ihre
landwirtschaftliche Tätigkeit geprägt, obwohl nur noch wenige die Hoffnung
auf eine gute Zukunft ihrer Höfe haben. Jagdlich
ist Huddestorf/Dierstorf ein reines Niederwildrevier mit mittelgroßen und
daher abwechslungsreichen Feldern, Gräben, einem großen Kiesbaggersee und
kleineren Gehölzen. Die einzelnen Höfe liegen in Huddestorf verstreut in der
Nähe ihrer Felder, während die Häuser in Dierstorf mehr aneinandergeschmiegt
sind. Der
Rehwildbestand ist gut, die Hasen sind dabei sich stetig in ihrer Zahl zu
steigern (wenn es auch noch lange dauern wird, bis bei den großen Jagden wie
in den 60er und 70er Jahren weit über fünfzig Langohren zur Strecke kommen).
Kaninchenpopulationen steigen von Zeit zu Zeit an, um dann wieder unter der Myxomatose
zusammenzubrechen. Der Fasanenbestand nimmt dank der revierübergreifenden
Zusammenarbeit eine gute Entwicklung, während das Rebhuhn schon seit über
zehn Jahren bei uns nicht mehr bejagt wurde, obwohl mehrere Ketten immer
wieder bestätigt werden. Intensive Raubwild- und Raubzeugbejagung schaffen
ein wenig Luft, damit dieses wunderschöne Steppenhuhn erhalten bleibt. Neuerdings
sind einige Kolkrabenpaare heimisch geworden und erfreuen durch ihre urigen
Geräusche. Traditionelle Gänse und Enten kommen vor, neuerdings macht sich
aber in unserem Raum eine ganz neue Gans sehr aggressiv breit: die Nilgans.
Mindestens vier Paare horsten wieder in den Bäumen verschiedener Revierteile.
Ringel-
Türken- und Turteltauben fühlen sich in den kleinen Baum- und Buschbeständen
wohl. Schwarzwild
haben wir (noch) nicht, selten verirrt sich ein Damschaufler in unseren
Jagdbereich. Eine
Bundesstraße quert das Revier und führt zu einer ganzen Reihe von
Wildunfällen, wobei es meines Wissens bislang für die Menschen Gott sei Dank
glimpflich abging. Wollen wir hoffen, dass das so bleibt. Photomontage Dr. Fenkl
1999 Einmal
im Jahr meist am ersten Samstag im Dezember findet eine große
Niederwild-Treibjagd statt. Sie ist in einem Revier von 1200 Hektar nötig, um
einen Bereich in größerer Zahl gemeinsam intensiv zu bejagen für eine
Erneuerung der Besätze. Etwa 20 bis 30 Jäger, verdichtend „Flinten“ genannt
werden geladen, hinzu kommen viele jagdinteressierte Landwirte und Einwohner
aus Huddestorf und Dierstorf – meist sind es die gleichen , vertrauten
Gesichter...
Wochen vor der großen Gesellschaftsjagd werden die persönlichen Gäste der Jagdherren eingeladen, die zu bejagenden Flächen ausgesucht und mit der kleinen Gruppe von Jagd- und Transportwagenfahrern Termine und Abläufe abgestimmt. Dabei wird genau darauf geachtet, dass jährlich immer ein anderes Drittel des Reviers ausgesucht wird, um eine Überjagung einzelner Teile zu vermeiden. Natürlich müssen die örtlichen Sonderheiten der praktizierten Vorstehtreiben berücksichtigt werden, um die Schützen- und Treiberreihe in geordneter Weise auf die Vorstehschützen zugehen zu lassen. Schon Abende vorher werden die Flächen mit starken Lampen bezüglich des Wildbestandes kontrolliert. Dem Wild entsteht durch diese Kontrollfahrten keine weitere Beunruhigungen, da sie durch die nächtlichen Autofahrten des normalen Straßenverkehrs derartige „Leuchtbelästigungen“ gewohnt sind. Wetterberichte und Vorhersagen werden studiert, die Organisation der Vorbereitungsmaßnahmen auf die Jagdgemeinschaft verteilt.
Endlich ist der Tag des Jagens gekommen: morgens um neun treffen die ersten Autos mit Kennzeichen aus Bielefeld, Nienburg, Minden und Bremen in unserer noch vorhandenen Dorfgastwirtschaft ein, ein fröhliches „Waidmannsheil“ schallt durch die verrauchte Gaststube, die Kaffee-Maschine kommt in Schweiß und die ersten „Bütterken“ werden ausgepackt. Pünktlich um 9.30h geht es dann nach draußen. Dort stehen schon der Wildwagen der Firma Hotze und das Transportfahrzeug, wie in all den Jahren vorher. Schnell werden die letzten Ausstattungsteile aus den geparkten Pkws entnommen, die Jagdscheine werden im Auftrag der Jagdherren kontrolliert und die Umlage für den Tag einkassiert.
Kontrolle und UmlagePhoto Dr. Fenkl 12/1996
Die aus Huddestorf und Dierstorf mitgehenden Treiber sind selbstverständlich unsere Gäste.
Dann geht es zum Zentrum.
Erstes Sammeln der Jäger
Photo Dr. Fenkl 12/1999
... und Treiber
Photo Dr. Fenkl 12/1994
Jedes Jahr findet sich eine mehr oder minder große Zahl an Jagdhornbläsern zusammen, um die Eingangsignale zu intonieren:
Begrüßung
Photo Dr. Fenkl 12/1992 Anschließend ist der Jagdleiter gefordert.
Die Ansprache
Photo Dr. Fenkl 12/1996
In einer kurzen Ansprache weist er auf das zu bejagende Wild, Versicherungsbestimmungen, Ablauf des Tages und andere wichtigen Dinge zur Durchführung des Treibjagdtages hin. Niemals fehlt dabei der Hinweis, dass beim abendlichen Schüsseltreiben Vergehen gegen die genannten Bestimmungen oder die Waidgerechtigkeit geahndet werden. Jahrelang hat diese Aufgabe mit viel Humor und Umsicht unser inzwischen leider verstorbene Jagdkollege Günther Pepenmöller übernommen. Seit zwei Jahren bemühe ich mich ihm ein würdiger Nachfolger zu sein.
Anschließend heißt es „aufsitzen“, nicht zu komfortabel, aber zuverlässig und regenundurchlässig.
Aufsitzen
Photo Dr. Fenkl 12/1990
Aufgesessen
Photo Dr. Fenkl 12/1990
Jagdleiter „Pepi“ im eigenen Transportmittel
Photo Dr. Fenkl 12/1990
Wird
fortgesetzt... |
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Raddestorf |
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