Wie still die Welt im Jänner liegt,
wie tief der Schnee die Äste biegt
und sorglich über's ganze Land
die weiße, weite Decke spannt
Das ist der Schlummer der Natur,
und unser Herrgott hält die Flur,
mit Feld und Wald und Berg und Moos,
die träumende, in seinem Schoß.
Doch wenn der Wald auch schlafen mag
bis an den hellen Frühlingstag,
so darf der Jäger doch nicht ruh'n,
hat alle Hände voll zu tun.
Ein Neues gab gar säuberlich
der Welt 'nen frischen Überstrich,
da spürt das Raubzeug sich gar fein,
und zeigt im Busch wo's aus und ein.
Ja selbst der Fuchs, so schlau er ist,
lässt Fährten - was ihn sehr verdrießt.
Der Otter sucht sich gleicher Zeit
im Bache die Gelegenheit.
Die Fallen stelle schlau und recht;
Der Balg ist gut, der Otter schlecht.
Die Ent' und Gänse suchen noch
den freien Strom - im Eis ein Loch,
auch Krammetser und Ziemer
fährt noch leidlich auf den Vogelherd.
Doch Schutz, vor Allem, will das Wild -
der Wald nicht mehr den Hunger stillt.
Tief liegt und krustet sich der Schnee.
da bring' dem Wilde und dem Reh
das zarte Heu - es findet's schon,
der Hase nascht dann auch davon.
Das Hühnerfolk indessen sucht
die ihm gestreute Körnerfrucht.
Im Februar wird eingestellt
Das Schießen -so in Wald und Feld,
Das Hoch- und Schwarzwild kümmert nun
Ist nicht genießbar und muß ruh'n.
Mit ihm ruht auch die kleine Jagd,
Doch auf die Fütt'rung hab' wohl Acht!
Das Wild im Wald wie auch das Schwein,
Die wollen gut versehen sein.
Dem Raubzeug stell' besonders nach,
Denn jetzo kommt es gern zu Tag.
Steinmarder, Iltis, Fuchs und Katz,
Die ranzen jetzt am stillen Platz,
Und scheint die Sonne warm und schön,
Kannst Du den Fuchs am Baue seh'n.
Das Wild magst Du im Rudel schaun;
Im ärgsten Dickicht steh'n die Sau'n.
Der Rehbock auch mit seiner Geis
Den wärmsten Fleck zu finden weiß;
Der Hase an der Sonnenseite,
Das Rebhuhn auf geschützter Haide.
Viel Pflege fordert der Fasan.
Jetzt geht der Strich des Geiers an;
Der stößt auf alles faßt und frißt's,
Je mehr Du fängst, je besser ist's.
Die Dächsin wirft in ihrem Bau,
Der Herr Gemahl bleibt bei der Frau.
In Feld und Wald, kalt und beschneit,
Herrscht gar noch eine stille Zeit.
Der Jäger, ist er fertig drauß',
Hat mancherlei zu thun im Haus,
Doch kann's ihn nimmer recht erfreu'n, -
Ein Jäger steckt nicht gern daheim;
März vor der Thür noch außerdem:
"Heidi! - Wenn doch erste Schnepfe käm'!"
Und Schnepfe kommt! - Im stillen Wald
Da drängt und quillt und treibt es bald,
Und dehnt und reckt die Glieder gar,
Und wirft den Schnee vom grünen Haar.
Und wie’s im Wald keimt und sprießt,
Den Saft durch alle Fasern schießt,
So in der Thierwelt weitem Reich,
Da paar sich alles - gleich zu gleich.
Die Tauben, Lerchen, Gäns’ und Ent’
Sind jetzt in ihrem Element.
Raubvögel horsten, und im Feld
Das Hasenvolk Parade hält.
Herr Lampe am geschwindesten,
Geniert sich nicht im Mindestens.
Das Raubzeug selber ja vergisst,
Dass es nur eben Raubzeug ist,
Entsagt der üblichen Natur
Und treibt es wie die Anderen nur.
Auch Vater Dachs ist aufgewacht
Und revidiert sein Holz bei Nacht.
Mürrisch im Dickicht nur allein
Hält abgesondert sich das Schwein,
Indessen sich in Busch und Schlucht
Die Bache Platz zum Frischen sucht.
Der Rehbock schlägt den rauen Bast,
An einer Stange an nem Ast;
Der Hirsch, der nun in Rudeln steht,
Wirft sein Geweih ab, wo er geht.
Und wie sich alles frisch erneut,
Hat auch der Jäger gute Zeit.
Du kannst ihn jetzt beim Morgengrau’n
Und Abends spät im Walde schau’n.
Die Amsel schlägt, die Schnepfe streicht,
Wie ist das Herz ihm froh und leicht.
Und immer reger wird's im Wald;
Wie das jetzt drinne singt und schallt
Und zwitschert, lockt und schmählt und pfeift
Und balzt und ruft und gurrt und schleift.
Jetzt fängt nun auch der Auerhahn
Auf seinem Stand zu balzen an,
- der erste Laut im stillen Hain -
Dann fällt der Birkhahn kullernd ein;
Der Tauber gurrt, die Amsel schlägt,
Ihr lied die Lerche aufwärts trägt,
Und zwitschernd , singend steigt der Chor
Im Jubelruf zu Gott empor
Und rege wird's - lebendig auch -
Kindtauf' ist fast in jedem Strauch,
Es keim und wächst in Berg und Thal
Das junge Leben überall.
Das Laufen lernt das Häslein drauß',
Die Bache führt die Kleinen aus,
Manch' junges Küchlein pickt sein Ei
Mit hartem Schnabel schon entzwei;
Der Fuchs im Bau der Mard' im Nest
Sich gleichfalls gratulieren lässt.
Der Hirsch allein zieht trüb umher,
Der neue Aufsatz juckt ihn sehr,
Und in Gedanken schlägt er schon
Den Bast vom Neu-Geweih davon.
Es gibt doch keine schön're Zeit
Als uns'ren Lenz im grünen Kleid;
Das wächst und keimt, und duftet, blüht,
Aus jedem Blatt und Kelch ein Lied.
Und wie nach wildem Wetter sich
Der Regenbogen freundlich spannt,
So grüßt der Frühling minniglich
Nach Eis und Schnee das ganze Land.
Des Maien Sonne, warm und klar
Hegt jetzt, was der April gebar;
Er reift der Pflanzen bunte Gluth
Und wärmt und pflegt die junge Brut.
Dem Jäger ist das gleichfalls recht,
Doch nicht für jegliches Geschlecht.
Nach Raubgevögels stillem Horst
Durchsucht er auf und ab den Forst;
Stellt Fallen für den Marder an,
Fängt Iltis, Wiesel wo er kann.
Auch mit den Füchsen hat er Noth,
Die beten nicht um "täglich Brod",
Die stehlen wo was piept und kräht
Und fragen nicht wie's weiter geht.
Doch ist der Fuchs auch noch so schlau,
Der Jäger gräbt ihn aus dem Bau.
Dagegen schützt er wohl und gut
Den jungen Satz, die junge Brut.
Kein Hund darf frei im Walde sein
Und hetzen in's Revier hinein.
Auch kommt gerad in dieser Zeit
Das Reh auf's Blatt ganz ungescheut;
Jedweder leicht es schießen kann,
Das ist dann für den Bauersmann
Die rechte und bequeme Jagd -
Auf solche Schützen hab wohl Acht!
Wo Kolbenhirsche häufig steh'n,
Da mag es hie und da gescheh'n,
Daß wohl ein junger Praktikant
Zur Übung wird herausgesandt;
Doch sind sie meistens noch gering.
Es hat seine Zeit je jedes Ding.
Jäger, die Lust und Laune han,
Fangen im Mai zu balzen an.
Der warme Monat Juni macht
Von Schonungszeit zur rechte Jagd
den Übergang. Noch ist die Bruth
Der meisten Vögel unter Huth,
Und auch die Kälber sind noch klein
Und wollen noch geheget sein.
Das Birk- und Auerwild, und dann
Die Gans und Ente - der Fasan,
Die Schnepfe und das Reiherhuhn,
Rohrdommel, Mutter Storch dazu,
Die hocken fleißig jetzt zu Haus'
Und brüten ihre Eier aus.
Die Dammgeis setzt, die junge Rick',
die Häsin wieder drei vier Stück.
Das Thier mag mit dem Kalb allein
Am liebsten jetzt im Dickicht sein.
Der Auerhahn ruht ebenfalls
Im dichten Wald von seiner Balz.
Dem Raubzeug aber stelle nach,
Das geht jetzt fleißig auf die Jagd
Für seine Jungen keck und dreist.
Der Hirsch verfärbt sich und wird feist.
Gras- oder Kolbenhirsche sind
Nun gut für Mann und Weib und Kind;
Und wenn Du einen Rehbock siehst,
So schadet's nicht, wenn Du ihn schießt.
Auch junge Enten triffst Du ja
In Teich und Moos schon hie und da.
Doch wenig noch das Jagen lohnt;
Der Juni ist der Rastemond,
Doch wächst im Wald und Feld dabei
Die Nahrung für die Jägerei.
So halt' die Büchse nur im Stand,
Die gute Zeit ist nah zur Hand.
Im Juli ist der Sonnenschein
Ein Segen für des Wild's Gedeihn,
Und freudig zieht mit leichtem Sinn
Der Jäger durch die Waldung hin.
Er revidiert verschied'ne Mal
Mit scharfem Blick der Sulzen Zahl,
und misst wohl auch mit Kund'ger Hand
Die stärksten Fährten, die er fand.
Das lebt und webt jetzt allenthalb:
Das alte Thier mit seinem Kalb,
Das Reh im Wald, der Hasen Trupp,
Des Hühnervolks vergnügter Klupp;
Im Teich der Enten flügge Zunft,
Der Rehbock selbst in seiner Brunft,
Der Hirsch, der sein Geweih vereckt,
Den Bast abschlägt. im Wald versteckt -
Das alles füllt sein Herz mit Lust,
Und hebt ihm froh und leicht die Brust.
Er trägt ja doch nun auch nicht mehr
Die Büchse bloß zum Staat umher.
Der Rehbock wird, so wie der Hirsch
Im Monat Juli schon gepirscht,
Und wer's probierte kennt und weiß
Das Lustgefühl auf erstem Schweiß.
Das plötzlich raschelt - erst noch leicht -
Ein Schritt im Laub - ein dürrer Zweig
Zerbricht und knickt. Jetzt wird es laut,
Nun wack'rer Jäger aufgeschaut!
Ein falscher Luftzug trug im Nu
Dem scheuen Hirsch die Witt'rung zu
Und wie ein Donnerwetter bricht sich
Ein Vierzehnender durch das Dickicht.
- Was hilft ihm Flucht. Die Büchse blitzt.
Der Schuss erdröhnt - die Kugel sitzt.
Das ist des Jägers Wonnemond,
Da wird ihm Müh und Fleiß belohnt,
Und mit dem frischen Bruch am Hut
Schmeckt ihm sein Pfeifchen doppelt gut.
Jetzt sind die braven Hirsche feist,
Und auch der Rehbock kommt gar dreist
Aus dichtem Vorholz rasch auf's Blatt
Zu sehn, wer ihn gerufen hat.
Neugier bekommt ihm freilich schlecht,
Denn ist der Jäger waidgerecht,
So kehrt er nimmermehr zurück.
Nur manchmal hat er besser Glück
Und sieht dann, allerdings erstaunt,
Wer dorten hinterm Busch posaunt.
Noch wählt die Sau zum Aufenthalt
Am liebsten sich den dichten Wald,
Rothwild und Reh dagegen stellt
Sich gern ins Vorholz, nah zum Feld.
Die Enten in der Mauser nun
Sich ein ins dickste Röhricht tun.
Der wilden Tauben junge Brut
Ist im August zum Essen gut,
Sie nehmen gern die Sulzen an,
Das weiß und nutzt der Jägersmann.
Das junge Raubzeug wirft zur Zeit
Auch ab sein wollig Jugendkleid.
Der neue Pelz sitzt glatt und schön,
Es könnt damit zu Balle geh' n.
Das alte Raubzeug aber hier,
Das geht zum Wildern ins Revier.
Und kommt die Ricke auch aufs Blatt,
Ihm gleich - es schießt was Haare hat.
Ne Ladung Nummer Sechs aufs Schild,
Ist Medicin für solches Wild.
Der Monat ist die rechte Zeit,
Für alle Sorten Jägersleut,
Auf Has' und Hühner wenn sich's macht,
Wo nicht - auf Spatz- und Katzenjagd;
Mit sechs Pfund Schrot das Horn gefüllt,
Ist alles, was sie finden Wild.
Doch auch der rechts Jäger liebt
Die Hühnersuche, denn sie übt
Den Hund, und mit dem sichren Rohr
Sucht er in Feldern, Wald und Moor.
Vom ersten Satz den jungen Has,
der wohl versteckt im Kohle saß,
Die Becassine, den Fasan
Trifft er in Moos und Vorholz an,
Und schwirrend streichet in der Näh
Der Hühner Volk aus Kraut und Klee.
Selbst Tyras seines Werts bewusst,
Ergeht sich in besonderer Lust;
Beim Ausgang zwar noch ungeniert,
Er ist ja lange nicht geführt,
Doch kaum im Felde, zieht er an,
Und zeigt da, was er leisten kann.
Ein guter Hund, ein ruh'ger Schuss,
Da ist auch d i e Jagd Hochgenuss;
Doch müssen eben Hühner sein.
J e t z t such der Schütz und Hund allein
Und kehr mit sechs bis sieben Stück
Todmüd' bei finsterer Nacht zurück.
Indessen geht am heißen Tag
Der Hirsch der kühlen Suhle nach,
Und wälzt sich dorten, streckt sich lang
Und schlürft behaglich frischen Trank.
Die Brunft begann, hat viel zu tun,
Doch nach der Arbeit ist gut ruh'n.
Kernbeißer, Mistler, Krammatser,
Die kommen jetzt vom Norden her
Und in den Sprenkeln fängt in Hast
Sich mancher arme kleine Gast.
Auch Raubgeflügel folget dann,
Jetzt geht der Strich der Geier an.
In stiller Hütte, wohl geschützt,
Der sehr geduld'ge Jäger sitzt.
Der Hirsch, in voller Brunft, wird nun
Ganz ungenießbar und darf ruhn;
Doch blüht trotz dem noch mancherlei
Zu gutem Schluss der Jägerei.
Der feiste starke Schaufel-Hirsch
Wird nun getrieben und gepirscht;
Dammwildpret auch - ein geltes Thier,
Ein Rehbock gleichfalls im Revier.
Auch für den Dach beginnt zur Zeit
Diverse Unbequemlichkeit,
Denn mit der Falle und dem Lauf
Passt man dem armen Teufel auf.
Du lieber Gott es ist allbekannt,
Es hat seine Last ja jeder Stand,
Und hast Du je im Leben schon
Gehört den wunderbaren Ton,
Der aus dem Thal herüber drang
Wie Orgel- fast und Glockenklang?
Es ist eines starken Hirsches Schrei'n;
Dem Jäger zuckt's durch Mark und Bein,
Und lauschend steht er und gebückt,
Und lautlos horcht er und entzückt.
D a s ist Musik, das füllt die Brust
Ihm bis zum Rand mit hoher Lust.
- Jetzt plötzlich ist der Ton verhallt,
Und Totenstille herrscht im Wald.
November naht, es ruht der Wald;
Die Nächte werden rauh und kalt.
Jetzt geht nun auch für den Fasan
Die Schusszeit und die Suche an;
Und wenn der Hirsch auch Ruhe hat,
Das alte Thier, an seiner statt,
So sehr man es bis jetzt gehegt,
Wir nun getrieben und erlegt.
Auch Sauen sind im besten Stand,
Mit dickem Weißen an der Wand,
Und solches Wild, stark und bewehrt,
Ist sicherlich des Jagens werth -
Doch auch nicht Jedermanns Plaisir -
Es stellt sich's Mancher kleiner für.
Das Raubzeug schickt die junge Brut
Auf's Stehlen aus; der Pelz ist gut,
Da sieht denn auch der Jägersmann,
Wo er den Dieb erwischen kann.
Sobald das Laub im Holze fällt,
Zieht sich der Hase in das Feld.
Zum Treiben läd't der Jäger ein;
Nun blüh'n die Hasenschlächterei'n,
Und Hinz und Kunz - Patronenschwer-
Rückt lustig aus mit Schießgewehr.
Was nicht geschossen werden soll,
Bekommt die ganze Ladung voll,
Und nur der Fuchs macht sich davon -
Er kennt ja seine Leute schon.
Das schreit und tobet, pifft und pafft,
D e r hat verladen, - J e n e r gafft,
Der Jäger flucht und raisonniert;
Was thut's, die Jagd wird fortgeführt,
Bis Abend's nach vollbrachter That,
Der Lohn beim Schüsseltreiben naht...
Im letzten Mond vom lieben Jahr
Da steht die Waldung nackt und bar.
Der Winter legt mit kalter Hand
Sein weißes Schneetuch übers Land.
Das Rotwild sich in's Dickicht stellt;
Der Hase zieht sich aus dem Feld.
In dichten Rudeln steht die Sau;
Auch Vater Dachs liegt fest im Bau.
Der Fuchs hält sich in seinem Haus,
Geht nur bei gutem Wetter aus.
Der Marder sucht der Dörfer Schutz,
Wo er den Hühnerstall benutzt.
Der Edelmarder nur allein
Verschmäht des Bauern Gast zu sein.
Auf Gäns' und Enten ist zur Zeit
Im Schirm die best' Gelegenheit.
Der Rehbock steht und wirft auch gern
Auf neuen Schlägen sein Gehörn.
Es treten auch die Keiler jetzt
In Brunft, und das Gewehr gewetzt,
Wird mancher heiße Kampf geführt,
Sehr rücksichtslos und ungeniert.
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Das Jahr verschwand - auch wir vergeh'n;
Du Waldeslust so froh und schön.
Das Alter naht - das Haar gebleicht,
Hat uns der l e t z t e Mond erreicht.
Doch bis zum l e t z t e n Monde auch
Sind wir getreu dem alten Brauch.
Im Grabe schon mit einem Fuß,
Ist uns die Jagd noch Hochgenuss,
Bis uns im letzten Bau das Bett
Gegraben wird, zur Ruhestätt.
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